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Kuhn Diskurs

Seminarbegleitung



Eintrag & Kommentare

Integration, Assimilation?

Von kuhngralki, 02.07.2007, 23:22

 Ich habe voller Interesse die Beiträge gelesen. Als Soziologe fällt mir auf, dass Sie verstärkt aus der Perspektive des Einzelnen argumentieren, also mit Beispielen, Geschichten, Erlebnisse usw.

In der ersten Stunde hatte ich Sie erinnert, dass die Soziologie sich bemüht diese Ebene der Diskussion zu verlassen, um das Gesellschaftliche eines Phänomens zu beleuchten.

Dabei stehen wir vor einem Dilemma: zwischen dem Gesellschaftlichen und dem Individuellen kann und wird es immer  Konflikte geben.

Was der Einzelne als vernünftig und richtig empfindet kann für die Gesellschaft schädlich sein (und umgekehrt). Ein schönes Beispiel ist das Zahlen von Steuern. Man kann es sich aber auch  an einem anderen Beispiel klar machen: würde ab Morgen jeder sein Geld auf die Bank bringen um zu sparen und nicht zu konsumieren (individuell vernünftig) würde unser Wirtschaftssystem übermorgen zusammenbrechen (gesellschaftlich schädlich).

Dramatisch kann es bei der Frage der Zuwanderer werden.

Der einzelne Russlanddeutsche kann ein netter Mensch sein, der Afrikaner aus Togo ebenso, der türkische Gemüsehändler auch – wir alle helfen ihnen, wenn Ihnen eine nicht gerechtfertigte Abschiebung droht. Dennoch können mit der Zuwanderung gesellschaftliche Probleme verbunden sein, die wertfrei gesehen werden müssen. Das Zusammenprallen von Kulturen ist ist i.d.R mit Konflikten verbunden

 Interessant fand ich den Hinwiese von Pandora: man möge doch für eine allgemeine Wertegrundlage ( insbes. auf der Basis der Menschenrechte) sorgen, zu der sich alle bekennen.

Mal abgesehen davon dass der Russlanddeutsche, der Mensch aus Togo und der türkische Gemüsehändler nicht sehr begeistert sein werden ,einen solchen trockenen Text zu lesen (geschweige denn in ihren Wertvorrat aufnehmen), es gäbe noch eine andere Schwierigkeit:

in den islamischen Ländern herrscht ein anderer UN Menschenrechtskatalog. Sie können ja mal nachschauen:

 Bildungsserver D@dalos - Menschenrechte: Dokument zu Grundkurs 2

 Und dieser  Menschenrechtskatalog ist so eindeutig am Koran und der Scharia orientiert, dass er für Deutschland untauglich ist. So heißt es dort zum Beispiel zur Meinungsfreiheit:

Das Recht auf Gedanken-, Glaubens- und Redefreiheit

a) Jeder kann denken, glauben und zum Ausdruck bringen, was er denkt und glaubt, ohne dass ein anderer einschreitet oder ihn behindert, solange er innerhalb der allgemeinen Grenzen, die die šarî’a vorschreibt, bleibt. Nicht erlaubt ist die Verbreitung von Unwahrheit und die Veröffentlichung dessen, was der Verbreitung der Schamlosigkeit oder Schwächung der Umma dient:

 Lassen wir den türkischen Gemüsehändler nun selbst wählen? Dazu müsste er aber viel zu viel lesen und verstehen. Und wenn er alles verstanden hat wird er wohl die islamische Fassung wählen

 Ich will die Probleme nicht im Detail aufführen, sondern nur auf die Probleme aufmerksam machen.



sandrinaneitzel, 17.07.2007, 20:40

"Nicht erlaubt ist die Verbreitung von Unwahrheit..." Ich finde es recht merkwürdig, so etwas dort zu finden. Was ist denn Wahrheit und was Unwahrheit und we legt diese fest?



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Matthias Kahlert(Gast), 17.07.2007, 20:25

Ich würde sagen, gerade das ist ein Hauptproblem / Hauptthema einer globalisierten Welt. An welchen Normen orientieren wir uns, wenn verschiedenste Menschen zusammenrücken? - Wir erinnern uns sicher alle an die "Leitkultur"-Debatte..

Ein Beispiel für Integration/Assimilation kann aber vielleicht Europa/ die EU sein. Einerseits wird deutlich wie ein Zusammenwachsen und eine Einigung auf gemeinsame Werte und Normen funktionieren kann. Andererseits wird aber deutlich, das dies nicht von alleine geschieht, das Konsensbildung von Nöten ist, das lange Debatten und Diskussionen geführt werden und Lobbyarbeit betrieben wird.
Auch wen auf die Bauern in Europa in der nächsten Zeit sicherlich einige Subventionskürzungen zukommen werden, und man sich in Italienischen Straßencafes darüber beschwert, dass man nach EU-Recht nun Zucker nicht mehr im Streuer sondern nur noch hygienisch im Papiertütchen servieren darf.
Ein Grundsatz, eine fundamentale Regel unser (europäischen) Demokratie ist neben dem Mehrheitsprinzip ( 4 gegen 1. Ok, überstimmt..) der Minderheitenschutz. Ich denke das man ausgehend von einer minderheitenrespektierenden Demokratie einen Schritt weiter gehen kann auf der Treppe Richtung gelingende Integration.



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