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Kuhn Diskurs

Seminarbegleitung



Eintrag & Kommentare

Integration, Assimilation?

Von kuhngralki, 27.06.2007, 09:35
Unsere Gesellschaft steht vor einer großen Herausforderung: es muss ihr gelingen, mit Menschen, die eine völlig andere Sozialisation durchlaufen haben und die durch eine völlig andere Religion geprägt sind, zu einem friedlichen Nebeneinander zu kommen.
Welche Chancen und Risiken sehen Sie?
Welche Strategien sind für Sie erfolgversprechend?



isahaque, 22.07.2007, 16:21

Diesen Wissenstest halte ich auch für völlig unnötig und sinnlos...wenn es danach ginge, würden sicherlich nicht wenige Deutsche durch den Rahmen fallen, weil grundlegende Kenntnisse übers eigene Land fehlen.

Außerdem gibt es meiner Erfahrung nach viele Positivbeispiele von "Migranten", die sehr gut über gesellschaftliche und politische Aspekte Deutschlands Bescheid wissen und die entsprechenden Werte auch gerne annehmen. Schließlich waren diese zum Teil auch Gründe um hierher zu kommen!



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Nicole Heunemann(Gast), 18.07.2007, 18:17

Meiner Meinung nach ist die Frage n ach Moscheenbau oder ähniches icht so wichtig. grndlgende Dinge der Intergration sind die Sprache können. Und das die gelernt wird ist für mich Grundvoraussetzung. Das kann auch geschehen wenn man schon hier lebt. Das wurde ja aber schon angesprochen.
In diesem Kontext erinnere ich mich an die Forderung einiger Minister nach einem Wissenstest über Deutschland. Das halte ich für unnötig, denn das Interesse an solchen Themen sollte nach erfolgreicher Intergration von selbst kommen.
Wenn die Sprache erlernt ist sehe ich Integration als einen Gegenseitigen Prozess an. man muss die Menschen ihr Leben leben lassen wie sie wollen, allerdings muss man einen Weg für den Umgang in dr Öffentlichkeit miteinander finden. Es ist dabei sehr schwer zu sagen, wie weit man da auf andere eingehen kann und sollte (z.B. die Debatte um Kopftücher in der Öffentlichkeit).
Integration ist für mich ein Prozess, der nur über viel Kommunikation und ständiges (unbewusstes) Verhandeln funktioniert.



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marko.titze(Gast), 18.07.2007, 18:14

Ich halte den Neubau von Moscheen für eine logische Folge der Einwanderung: umso mehr muslimische Menschen hier wohnen, umso mehr Bedarf besteht auch an Gotteshäusern. Soviel Entgegenkommen sollte die Basis sein. Auf der anderen Seite muss natürlich auch klargestellt sein, dass, wie Janna weiter unten schon sehr treffend sagte, Akzeptanz für unser westlich geprägtes Wertesystem und dem entprechenden Rechtsstaat die Basis für ein Leben in Deutschland darstellt. Wie schwer sich Deutschland damit manchmal tat, lässt sich an dem Fall einer frankfurter Richterin ablesen, die einen Fall von ehelicher Gewalt in einem Scheidungsverfahren mit dem Koran rechtfertigte (Wer nachlesen möchte: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,473118,00.html).

Das möchte ich nicht dramatisieren, nur zeigt sich daran und z.B. daran, wie kontrovers vor ein paar Jahren der Begriff der Leitkultur (so blöd er auch ist), wie schwer sich Deutschland mit Grundfragen der Integration tut. Obwohl Einwanderung seit den 1960ern existiert, wurde lange planlos agiert bis die Probleme deutlicher wurden.

Integration scheint mir auch die beste Methode zu sein. Das auch die Leute in Deutschland sich auf Einwanderer zubewegen müssen, ist eine logische Folge aus der Globalisierung. Und wenn man von den plakativen Beispielen absieht, ist doch die Lage in Berlin beispielsweise sehr gut. Sind wir vielleicht teilweise schon näher an einem friedlichen Nebeneinanderleben, als wir uns eingestehen? Auf jeden Fall sollte man eher auf die gelungenen Fälle zeigen, als das Thema nur dann rauszukramen, wenn es mal wieder Negativschlagzeilen gab.



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Katja Kißner(Gast), 17.07.2007, 19:20

Ich denke auch, dass sich Integration über einen längeren Zeitraum vollziehen sollte und nicht von heute auf morgen. Und sicher müssen auch die Deutschen eine gewisse Toleranz zeigen. Aber die Frage ist, wie weit sollte diese gehen? Ist es notwendig, dass z.B. hier mehrere Moscheen gebaut werden, damit Bürger nichtdeutscher Herkunft ihre Religion ausleben können? Würden sie denn auch uns diesen Grad an Toleranz entgegen bringen, wenn wir in ihrem Land eine katholische Kirche bauen würden? Ich halte das für sehr strittig. Wir sollten schon unsere Normen und Werte vertreten und auch eine gewisse Anpassung erwarten und nicht alles zulassen.



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isahaque, 17.07.2007, 19:08

Ich denke diese Debatte hat sich vor allem in den letzten Jahren/Jahrzent aufgehitzt... als mein Vater zB vor 25 Jahren aus seinem Heimatland Bangladesh nach Deutschland gekommen ist, hat sich die Frage der Integration gar nicht gestellt,sondern sie hat sich eben "irgendwie" vollzogen. Sicherlich ist Integration heute eines der zentralen politischen themen unserer Gesellschaft und nicht leicht zu lösen. Daher wird es auch keine "Patentlösung" geben...



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christophg, 12.07.2007, 13:46

Ich denke, dass eine Integration (von allen) zunächst mal auf die schnelle einfach nicht realistisch ist. Dazu gibt es noch zu viele Unterschiede und Unverständnis. Dies wird noch ein langwieriger Prozess werden, der wahrscheinlich noch mehrere Generationen dauern wird. Ob es letztendlich eher eine Assimilation oder eine Integration wird, dass kann man noch nicht sehen.



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fot_aliki, 09.07.2007, 15:42

Einige haben geschrieben, dass sich nicht nur Migranten hier in Deutschland anpassen sollten, sondern dass auch die Menschen hier in Deutschland mehr den Migranten auch entgegen kommen sollen. Also , dass man sich von beiden Seiten anpasst. Dies wurde mit Toleranz betitelt. Was ich nicht verstehe ist, wie jetzt zum Beispiel die Deutschen sich auch anpassen sollen? Nur durch Toleranz oder gibt es da noch etwas? Und aus welchem Grund sollte die Türkei in die EU eintreten können?



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anjaschelchen, 09.07.2007, 15:02

Auch ich denke, dass die Diskussion um Integration und Assimiliererung (was immer das auch heißen mag) sehr medial aufgeladen ist. Integration heißt für mich auch, und da schließe ich mich einem vorangegangenen Komentar an, die Annäherung zweier Seiten aneinander. Es kann nicht nur davon ausgegangen werden, dass die Meschen sogenannter fremder Kulturen sich an die Kultur hier anpassen sollen, sondern dass auch die Menschen hier mehr Toleranz ausüben, solange dieses mit den jeweiligen Grundwerten vertreten werden kann. Ich denke da vor allem an die Religionsfreiheit und den Streit um den Beitritt der Türkei in die EU.



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janna_wardakas, 08.07.2007, 11:47

Ich sehe die Chancen zur Integration in der Führung des Gesprächs und eventuell in der Festlegung eines gemeinsamen Kontextes.
Trotz unserer Multikulti Gesellschaft, die ich als Bereicherung der gesellschaftlichen Kultur sehe, bin ich der Auffassung, dass der Wertekontext unserer Kultur nicht in Frage gestellt werden darf. Die in unserer Gesellschaft in vielerlei Hinsicht zur Norm gewordenen Grundsätze halte ich für so wichtig, dass sie Bestandteil unserer Gesellschaft bleiben müssen. Die in anderen Kulturen entstandenen Werte und Lebensformen erfordern unsere Bereitschaft zur Toleranz und die Bereitschaft der Akzeptanz, ohne unsere eigenen Werte in Frage zu stellen.



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sandrinaneitzel, 05.07.2007, 19:44

Du sprichst eine allgemeine Wertegrundlage an. Aber genau da ist doch der Haken! Hätten wir alle die selben Werte, hätten wir diesbezüglich sicherlich auch weniger Probleme. Wer bestimmt denn, dass es nicht ok ist seine Tochter zwangszuverheiraten? Für uns "harmlose" Eigenarten einer anderen Kultur können wir noch tolerieren, doch dem sind Grenzen gesetzt. Ein friedliches offenes Nebeneinander von verschiedenen Kulturen würde eben auch bedeuten, dass wir soetwas wie Zwangsheirat tolerieren, da es nun mal eine Eigenart der Kultur ist.



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pandora(Gast), 02.07.2007, 01:26

dieser diskurs ist von allen seiten unglaublich aufgeladen worden. der kampf der kulturen findet meiner meinung nach nur einseitig in der deutschen springerpresse und an schwarzen und braunen partei- und kneipentischen statt.
integration und assimilierung werden uns immer als 2 verschiedene, ja oft sogar gegensätzliche konzepte verkauft, basieren aber beide auf der forderung nach einer aktiven kollektiven annäherung der "fremden" an die aufnahmegesellschaft. assimilation radikal, integration über einen minimalen konsens an werten, die die gemeinschaft friedlich zusammenhalten.jedoch werden die wertvorstellungen der zuwanderer nicht in den wertekanon miteinbezogen. staaten, wie die bundesrepublik, bezeichnen sich als demokratisch, stellen diesen anspruch durch anpassungsforderungen an bestimmte zuwanderergruppen jedoch gehörig in frage. hier werden minderheiten ohne wahlrecht und mit nur geringen chancen ihre bedürfnisse geltend zu machen (jedoch mit steuernummer), mit füßen getreten. integration ist nicht, wie meist angenommen, einzig und allein eine aktion der fremden, vielmehr muss als vorbedingung die aufnahmegesellschaft ihren kreis für die ANDEREN und deren lebensweisen und kulturellen hintergründe öffnen. das setzt das ablegen von berührungsängsten und überlegenheitsdenken voraus. einen schritt weiter und wir sind bei einer toleranten gesellschaft angekommen. toleranz wiederum macht anpassung bis zu einem bestimmten grad überflüssig, da unterschiedliche lebens-/denkweisen parallel gelebt werden können, solange eine allgemeine wertegrundlage ( insbes. auf der basis der menschenrechte) besteht, welche nicht grundsätzlich der der zuwanderer/ bevölkerungsgruppen mit migrationshintergrund widerspricht. ein muslimischer vater, der in deutschland seine tochter zwangsverheiraten will, darf nicht toleriert werden, das ausleben seiner herkunftsbezogenen gepflogenheiten sollte ihm jedoch bis dahin ermöglicht werden.
assimilierung lehne ich ab.
integration und assimilierung sind massenstrategien, bei denen sämliche zuwanderer in ihren herkunftsgruppen über einen kamm geschert werden und sich vielleicht gerade deshalb erst zu sog. parallelgesellschaften zusammenfinden. für den einzelnen, meist nicht westlichen zuwanderer stehen oft keine einzelnen plätze in der deutschen gesellschaft zur verfügung. sie brauchen auffangnetze von mitzugewanderten. integration auf minimalem wertekonsens funktioniert nur in einer toleranten gesellschaft. davon ist man hier noch etwas entfernt.



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sandrinaneitzel, 01.07.2007, 20:12

Eine mir wichtig erscheinende Anregung möchte ich noch geben: Was ist denn das Ziel? Was möchten wir erreichen, wenn wir einen Menschen "integrieren"?
Ist die türkische Putzfrau, die jeden Tag arbeiten geht und sich ihren Lebensunterhalt so verdient, kaum deutsch spricht und meist mit ihresgleichen verkehrt, integriert? Sie stört ja niemanden und kommt gut klar, hat aber kaum Kontakt zu deutschen und pflegt ihre Kultur weiterhin. Was würdet ihr sagen
Wir wollen ja nicht mehr, wie in den 70/80er Jahren, dass ein Migrant sich vollkommen der deutschen Kultur anpasst und seine eigene aufgibt. Aber was wollen wir dann?



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sandrinaneitzel, 01.07.2007, 20:05

Es ist natürlich toll, wenn Kinder schon im Kindergarten die verschiedenen Kulturen kennen lernen und ihnen mit Neugierde begegnen. Nun muss man aber auch beachten, dass z.B. ländlichere Einrichtungen mit einem geringen Ausländeranteil nicht damit dienen können. Schade ist, dass man dort meist auf die Frage, wie die Kinder Unterschiedlichkeit kennen lernen, meist hört, dass dies ja gar nicht nötig sei, denn es gäbe in dieser GRuppe keine Ausländer. Oder auch, wenn dann mal 1-2 Migrantenkinder da sind, dass diese dann quasi als Material für unterschiedliche Kulturen behandelt werden. Das ist natürlich nicht überall so, aber auch nicht gerade selten.



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Christin Mirau(Gast), 01.07.2007, 15:15

@Annika: Auch ich habe mal eine Gruppe von Kindern in der Bahn beobachtet (bestimmt etwas älter als deine Gruppe, aber egal..) und war schlichtweg begeistert. Es war eine Mischung aus vielleicht 4 deutschen Jungen und 6 asiatischen Jungen und Mädchen. Ich würde sie etwa in die 4. Klasse stecken. Es war wirklich beeindruckend, wie sie da mit ihren Heften, in denen chinesische Schriftzeichen und darunter die deutsche Übersetzung standen, saßen und sich außerdem auf Englisch unterhielten. Sie hatten Spaß, haben gelacht und viel gelernt. Wenn sie etwas nicht aussprechen konnten, dann zeigten sie immer auf den Satz im Heft. Und einer war total neugierig und fragte immer, wie dies oder das ausgesprochen wird und dann wiederholte er ständig irgendwelche Begriffe. In dem Alter konnte ich nicht mal annähernd so viele Sprachen und auch jetzt bin ich noch nie mit asiatischen Sprachen in Kontakt gekommen. Ich fand das echt toll...



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Louise Williams(Gast), 01.07.2007, 13:47

Ich bin auch französisch und habe einen groBen Unterschied zwischen unserer Integrationsdenkenweise und dem deutschen. Wie Cécile gesagt hat, haben wir in Frankreich das Modell der Assimilation, alle sind betrachtet, als gehörend zu derselben Gesellschaft. Am Gegtenteil in Berlin wohne ich in einem türkischen Bezirk, wo es fast nur Türken gibt, türkische Geschäfte usw. Die Türken in Berlin sind wie eine parallele Gesellschaft für mich, dass heiBt, sie wohnen zusammen und sprechen türkisch. In Frankreich würde es nur französisch gesprochen, und kein arabisch zum Beispiel. Aber ich denke nicht, dass unseres Modell das beste ist. Es ist eine gute Absicht, alle assimilieren zu wollen, aber klar funktioniert es nicht: In Frankreich gibt es viel mehr Gewalt als in Deutschland, wo die Türken nicht so integriert sind... Es ist ein biBchen, als ob würden Sie nicht an der deutschen Gesellschaft gehören... So denke ich, dass es kein "gutes Modell" der Integration gibt. Jedes Land, jede Gesellschaft, hat ihre eigene Geschichte und das Problem der Integration ist sowieso immer schwierig...



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nadineschlimper, 30.06.2007, 20:13

Also ich muss ehrlich sagen, dass ich es gar nicht so schlecht finde, dass sich solche Bezirke wie Neuköln gebildet haben, in denen ein großer Anteil von Ausländern lebt.
Ich denke, dass es für eine Integration von Ausländern auch sehr wichtig ist, sich wohl zu fühlen. Somit haben sie was heimisches. Können mit ihres gleichen in ihrer Sprache leben und ihre Bräuche und Sitten weiterleben.
Und wenn ihr mal Deutsche fragt, die in solchen Bezirken leben, die finden das toll.
Ich denke, dass wir Deutsche sehr engstürnig sind und viel zu oft auf unserem Recht pochen.
(ich nehme mich selbst dabei nicht aus)

Zu den Kitas kann ich aus eigener Erfahrung sagen, das eine Integration schon im Säuglingsalter stattfindet. So ist es jedenfalls in der Kita in die meine Kleine geht und im Bildungsprogramm von Berlin ist es auch fest als Bestandteil verankert.
Und es funktioniert sehr gut. Die Kinder werden nämlich gar nicht als etwas anderes dargestellt. Die Kinder akzeptieren sich so wie sie sind. Sie werden zusammen groß und lernen zusammen die Sprache.
Aber damit das so in dieser Form funktioniert, gibt es da ein gutes Kita Team, die auch auf die meisten Wünsche und Vorstellungen eingehen. So war ich beispielsweise verdutzt, als ich die Kleine dort angemeldet habe und ich gefragt wurde ob sie alles Essen kann/ darf.
Ja einige Kinder Essen kein Schweinefleisch. Und dann ist das so und wird auch respektiert. Das wird gar nicht erst zu einem Thema gemacht.
Und das finde ich gut so!



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saskia_schnitt, 30.06.2007, 16:33

zu Maxie:
Meiner Meinung muss trotzdem noch viel in Bezug auf Integration in unserem Land getan werden. Wie Aliki angeführt hat ist es zumindest in Berlin so, dass die einzelnen Bezirke zu stark in die einzelnen Nationen geteilt sind. Ich denke, dass es wichtig ist, dass Migranten zumindest zu Hause ihre Muttersprache sprechen. In "Interkultureller Pädagogik" wurde angesprochen, dass das Problem der Migranten ist, dass sie weder die Landessprache noch ihre eigene Muttersprache richtig beherrschen. Deshalb finde ich, dass die Familien unter sich ihre Sprache, Kultur etc. weiterführen sollten, aber die Eltern sollten ihre Kinder im Erlernen unserer Sprache unterstützen und auch selbst als Beispiel fungieren. In den USA ist ja ein Sprachtest und einer für das Wissen über das Land Voraussetzung. So falsch finde ich den Gedanken gar nicht, denn so wird ein Mindestmaß der Sprache gesichert. Es geht ja auch schließlich darum in dem Land zu arbeiten - ohne einen Grundwortschatz ist dies eher schwierig.

Ein weiteres Beispiel für eine "unvollkommene" Integration ist das Thema "Kopftuch in Schulen". Sollte es den Kindern wirklich verboten werden, wenn es ein Teil ihrer Kultur ist?

Wir müssen uns auch immer die Frage stellen inwieweit wir uns in einem anderen Land anpassen würden! Würden wir unsere Identität in der Öffentlichkeit einfach ablegen?



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Cécile(Gast), 29.06.2007, 18:11

Den Vergleich mit den anderen Ländern finde ich interessant. Ich komme aus Frankreich, wo das Thema Integration heikel ist. Die traditionelle Politik, die bis heute geführt wurde, war eine Politik der Assimilation. Dennoch klappt das Zusammenleben öffentlich nicht gut : ein ganzer Teil der Bevölkerung (am meisten aus Nordafrika) fühlt sich ausgeschlossen und lebt, zurückgezogen, in echten Ghetto, wo französisch leider kaum gesprochen wird. Es fällt mir auch aus, wie junge Leute, die hier geboren sind, sagen, dass sie keines „Zuhause“ haben. Dazu kommen auch natürlich die wirtschaftlichen Probleme aber sie erklären nicht alles. Die Religion und die Kultur spielen meiner Meinung nach eine ganz wichtige Rolle und stellen auch Probleme (Kopftuch in den Schulen), die zeigen, dass Assimilation vielleicht keine Lösung ist. Das Thema ist ganz aktuell mit der neuen Regierung von Sarkozy, die sehr streng gegenüber Immigranten handeln wollen scheint : er hat ein neues Ministerium (der nationalen Identität) gegründet hat, was umstritten wurde: was ist nationale Identität?
Noch etwas, was die Sprache betrifft: wie in Deutschland (ich habe darüber etwas gelesen), sollen die neuen Immigranten unbedingt französisch beherrschen. Selbst wenn ich finde, dass es wichtig, fast „normal“ die Sprache gut zu können, frage ich mich, ob es eine Priorität ist, wenn man seinen Land mit einem Floss flieht...



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yannwa, 28.06.2007, 18:27

Ich wohne jetzt mittlerweile seit 9 Monaten in Berlin, doch ursprünglich komme ich aus Luxemburg (450.000 Einwohner, das ganze Land :-)). Da in Luxemburg eine ungewöhnliche Bevölkerungsstruktur herrscht, und das Land bei den meisten von euch nicht so bekannt ist, möchte ich es kurz vorstellen.
In Luxemburg liegt der Ausländeranteil bei um die 40%, in der Stadt sogar bei über 60%, ungefähr die Hälfte dieser ausländischen Mitbewohner stammen aus Portugal, die andere Hälfte setzt sich vorwiegend aus Leuten aus den benachbarten Ländern (Frankreich, Belgien und Deutschland), sowie aus Italienern. Hinzu kommen jeden Tag um die 120000 Gastarbeiter aus den Nachbarländern nach Luxemburg arbeiten. Hieraus entsteht natürlich ein recht multikulturelles Gesellschaftsbild in welchem Integration an oberster Stelle stehen muss. Zu dieser Integration gehört selbstverständlich, wie bereits erwähnt Toleranz und Akzeptanz. Hinzu kommt meiner Meinung nach ein gewisses Maß an Anpassung an das Gesellschaftssystem (in wieweit dies geschehen soll, wird wohl immer ein Streitthema sein), diese Anpassung sollte auch gegenseitig stattfinden.

Trotz dieses hohen Ausländeranteils funktioniert das Zusammenleben meines Erachtens nach gut. Natürlich kann man noch lange nicht von einem perfekten Zusammenleben reden und es kommt sicherlich leider auch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, doch im Allgemeinen würde ich von gelungener Integration reden.

Um dies zu ermöglichen ist eine Menge Anpassungsfähigkeit nötig, so lernen wir neben unserer Muttersprache (luxemburgisch) deutsch, französisch, englisch und teilweise noch spanisch oder italienisch in der Schule. Diese Fremdsprachen (v.a. französisch) braucht man dann auch im alltäglichen Leben. Diese Mehrsprachigkeit sehe ich als großen Vorteil unseres Landes, obwohl es manchmal nervig sein kann, nicht in seiner Muttersprache kommunizieren zu können aber trotzdem überwiegen die Vorteile dieser Mehrsprachigkeit.
Man merkt aber immer mehr, wie sich auch die ausländischen Mitbewohner Mühe geben die luxemburgische Sprache zu erlernen. Dies geschieht vor allem bei der jüngeren Generation, Kinder und Jugendliche welche Schulen und Kindergärten besuchen. Für mich ist dies ein positives Beispiel von gelungenem Miteinanderleben, welches jedoch noch immer verbesserungsfähig ist.



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Mareen(Gast), 28.06.2007, 18:22

Zunächst noch einmal zum Thema Sprache: Ich finde es auch nicht bedenklich, wenn die Kinder zuhause nur die Muttersprache sprechen. Meine beste Freundin kommt aus Griechenland und bei zuhause wird fast ausschließlich Griechisch gesprochen. Dennoch kann sie auch fließend deutsch sprechen (sie hat in der Schule sogar den Detsch-LK belegt!). Ich glaube es ist einfach wichtig, dass die Eltern ihrem Kind verdeutlichen, dass es wichtig ist, deutsch zu lernen und es darin auch unterstützen, wozu auch der Kontakt zu kindern außerhalb der eigenen Kultur zählt.
Weiterhin habe ich auch über das Thema "Integration als Ausbildungsthema für Erzieher" nachgedacht. Ich erachte es als sehr wichtig, dass dies auf jeden Fall ein Thema in jeder Erzieher-Ausbildung aber auch anderweitig Thema sein sollte. Ich finde nicht, dass es nur als Wahlfach angeboten werden sollte, sondern es sollte verpflichtend für alle sein in unserer heutigen globalisierten Welt, in der Integration so bedeutend ist.



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hneddermeyer(Gast), 28.06.2007, 18:11

Das ist ein Thema, was unsere Zukunft noch entscheidend mitbestimmen wird. Die Problematik ist, dass ein jeder Mensch und jede Nation dazu (unausgesprochen) aufgefordert ist, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Im Alltag lebt man mit Deutsch-Türken, Russland-Deutschen u. a. Tür an Tür. Es verlangt also viel Fingerspitzengefühl, Verständnis, Toleranz, Akzeptanz und Mut um sich mit anderen Kulturen (+Religionen) um ein friedliches miteinander Leben zu ermöglichen / schaffen.

Länder und Völker die unserer Ethik ähneln reichen wir gern die Hand, andere sind uns zu ungewiss, so dass man sich vor diesen gern mal distanziert. Ein Beispiel dafür wäre sicherlich auch die EU-Erweiterung - mittlerweile 27 „Länderstark“.
Ein Land versuchte es schon mehrfach in die EU eintreten zu können, es wird der Türkei (seit 1999, (1996)) aber immer wieder versagt. Hier stellt sich die brisante Frage „Warum?“ Ich denke nicht, das es nur um die ökonomischen Fakten u Bestimmungen geht, sondern das sicherlich auch Unbehagen vor den möglichen Folgen – egal welcher Art – des muslimischen Land gibt. (Bezug auf dem„bösen Image“ dieser Religion). Gegenwärtig gibt es immer wieder Diskussionsbedarf über das Pro & Contra des Beitritts, aber eines sollte man vielleicht auch nicht vergessen…möglicherweise wäre es auch eine Tür bzw. eine Brücke zur Öffnung der islamischen Welt zu uns...?!?



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Rene Hartwig(Gast), 28.06.2007, 08:22

Ich glaube das Sprache allein nicht reicht um die Integration zu fördern. Es sei denn man fasst unter Sprache auch die nonverbale kommunikation. Gesten allein für sich genommen, können schon unterschiedlich interpretiert werden. Hinzu kommen kulturelle Regeln die unterschiedlich sein können. Ich hab in Afrika einmal einer jungen Frau einen Stuhl angeboten (das ganze auf Kiswahili) da lachte sie mich aus, weil man in Kenia (anders als in Tansania), den Satz wie ich ihn formulierte, nur für alte Menschen benutzt.

@Annika
Ich bin von Beruf her Erzieher und kann dir versichern, das Integration ein wichtiges Ausbildungsthema ist. Es gab in meiner Ausbildung sogar die Möglichkeit sich darin zu spezialisieren. Spiele an sich sind schon eine nette Idee, aber in der Regel versucht der Erzieher/rin schon früher die Gruppendynamiki so zu beeinflussen, das die Kinder integriert werden. Zusätzlich werden Themen wie "ich bin anders" Oder "meine Familie kommt aus..." regelmässig im sogenannten Morgenkreis behandelt.... dann finden manchmal noch Feste statt in denen jeder etwas typisches aus seiner Kultur mitbringt und und und.... ich glaube was du erlebt hast ist nicht repräsentativ ;)



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Annika Reinecker(Gast), 27.06.2007, 21:15

In den bisherigen Beiträgen sieht man eindeutig, dass Sprache ein wichtiger Punkt ist, um ein Zusammenleben zu ermöglichen. Sprache ist unser Kommunikationsmittel, ohne sie können wir uns untereinander nicht verständigen (und somit nicht über unsere Lebensart reden). Daher halte auch ich es für wichtig mehr Möglichkeiten zu bieten, das Menschen aus anderen Ländern unsere Sprache lernen, damit sie die Möglichkeit haben, an unserer Kommunikation teilzunehmen.

Eine Frage, die vielleicht nur indirekt mit der Frage zu tun hat:
Als ich letztens in der S-Bahn saß, war eine Kindergartengruppe unterwegs. Alle haben deutsch gesprochen. Neben mir saß ein kleiner, schüchterner Junge, der eine andere Muttersprache hat. Die anderen Kinder haben ihn ziemlich geärgert deswegen (ihm falsche Wörter für bestimmte Dinge genannt). Die Erzieherin hat zwar dann versucht, den anderen zu erklären, das er ja nur unsere Sprache lernen kann, wenn wir ihn richtig unterstützen, aber ich habe mich in dem Moment gefragt, wie im Kindergarten mit solchen Situationen umgegangen wird und ob die Erzieher wissen, wie sie in einer solchen Situation besser eingreifen können(z.B. mit Lernspielen, bei denen Kinder anderer Muttersprache Vokabeln lernen und die anderen trotzdem Spaß haben) und es auch tun und ob sie sich mit den Kulturen und Religionen der Kinder anderer Herkunft auskennen.
Solte Integration nicht schon in diesem Alter gefördert werden?



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jinib(Gast), 27.06.2007, 20:55

In meiner Umgebung wurde gerade ein Haus saniert mit vielen ausländischen Mitbürgern. Aus diesem Grund wurden die Mieten erhöht und viele mussten ausziehen. Sie ziehen dort hin wo die Mieten am günstigsten sind. Bei uns in Potsdam ist das
z. B. der Schlaatz. In diesem Bezirk leben extrem viele Ausländer und es entstehen viel Aggressionen. Das führt aus meiner Sicht auch dazu, dass es immer noch viele Konflikte gibt.

Ich finde es auch immer wieder toll wie Kinder egal welcher Herkunft aufeinander zu gehen. Sie sind vorurteilsfrei und neugierig. Es ist sehr schade, dass im Laufe der Sozialisation diese Eigenschaften zum Teil verloren gehen.
Ich denke, dass man auch genau dort ansetzen sollte, dass diese Eigenschaften bestehen und ausgebaut werden...;)



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fot_aliki, 27.06.2007, 19:34

An sich ist es kein Problem, wenn Eltern mit ihren Kindern zu Hause nicht deutsch sprechen, sondern ihre Muttersprache, wenn die Kinder in ihrem Umfeld nicht auch mit Nicht-Deutschen zusammen sein würden. Das Problem ist ja, dass in bestimmten Bezirken so viel Migranten sind, dass die Schulen ja zu 80 oder 90% aus nicht-deutscher Herkunft von Schülern bestehen. Wenn die Kinder nur zu Hause mit ihren Eltern deren Muttersprache sprechen würden und ansonsten überall anderswo (Schule, Spielplatz und andere Freizeitaktivitäten)deutsch sprechen müssten, wäre es kein Problem. Dann würden sie einfach zweisprachig aufwachsen und könnten von klein auf zwei Sprachen fließend! Am idealsten wäre es, wenn ein Elternteil deutsch und das andere immer die entsprechende andere Sprache sprechen würde.



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r-hohlbaum, 27.06.2007, 19:01

die große aufgabe vorallem unserer generation heißt MANAGING DIVERSITY! schon heute teilen migranten und deutsche im täglichen leben und insbesondere in den großen städten schnittstellen jeglicher art, sei es arbeit, freizeit- oder andere aktivitäten. wir leben ja schon zusammen, nun müssen wir noch das miteinander-leben perfektionieren und das wird meiner meinung nach ein weniger großes problem. schlüsselwörter dabei sind, wie schon genannt, toleranz und akzeptanz. integration heißt herstellung eines (handlungsfähigen) ganzen, kulturell, sozial und auch emotional. menschen müssen ihr leben mit und für menschen teilen, der wert wird sicherlich steigen! also ihr (diversity-) MANAGER/INNEN...!



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maxie, 27.06.2007, 17:23

Ich finde,dass das Zusammenleben mit anderen Kulturen in Deutschland schon ganz gut klappt.Schließlich bekriegen wir uns nicht oder ähnliches.
Es muss jedoch noch viel verbessert werden.U.a. müssten alle Menschen, die in Deutschland wohnen auch Deutsch sprechen können. Denn es kann nicht sein, dass an einigen Schulen kein richtiger Unterricht mehr durchgeführt werden kann, weil größtenteils Kinder anderer Nationen in der Klasse sitzten und die kein Deutsch sprechen können.
Das gilt auch für die Eltern.Denn wenn die mit ihren Kindern zu Hause ihre Muttersprache sprechen, können die Kinder es nicht lernen.Das ist ein riesen Problem was auf jeden Fall beseitigt werden muss.



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steinmetz, 27.06.2007, 16:46

Obwohl das Thema der Unterschiedlichkeit verschiedener Herkunft sehr brisant ist und sicherlich viel Konfliktpotenzial bietet, sehe ich auch Chancen.
In erster Linie geht es doch um Akzeptanz und Toleranz. Sowohl die "Deutschen" als auch die "Andersartigen" (ich weiß, dass die Begriffe nicht sehr toll sind) müssen offen für neue Erfahrungen sein, sich die Beweggründe der jeweils anderen Partei bewusst machen und diese bestenfalls akzeptieren. Nur fällt es einem häufig schwer, etwas als richtig zu empfinden, wenn man es selbst ganz anders gewohnt ist. Aber genau dort liegen die chancen dieser Problematik. Die Menschen müssen lernen, ihre Scheuklappen abzusetzen und nicht nur ihren Weg zu sehen. Diese Wandlung vollzieht sich wahrscheinlich über Generationen. Wir sind meist toleranter und offener als unsere Eltern und Großeltern und unsere Kinder sehen im besten Fall schon gar kein diskussionswürdiges Thema mehr in der Unterschiedlichkeit der Menschen.



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