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Kuhn Diskurs

Seminarbegleitung



Eintrag & Kommentare

Soziologische Beobachtungen

Von kuhngralki, 21.04.2007, 13:12
 Sicher gibt es das eine oder das andere, was Ihnen in unserer Gesellschaft auffällt und über das unter einer soziologischen Persepektive nachgedacht werden kann.

Notieren Sie es hier.

Natürlich gibt es keine "richtig" oder "falsch" - lassen Sie sich in Ihrer Darstellung nur von Ihrer Intuition lenken



fot_aliki, 17.07.2007, 13:29

Also, zum Thema Zebra-Streifen fällt mir nur ein, dass scheinbar kaum Autofahrern klar ist, wie sie sich bei einem Zebra-Streifen zu verhalten haben. Bei der Fahrschule lernt man doch, dass man sofort halten muss, wenn ein Fußgänger am Straßenrand vor einem Zebra-Streifen steht. Doch die wenigsten Fahrer machen das doch!



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René Hartwig(Gast), 09.07.2007, 17:56

Während der Vorbereitung auf die Klausur, bin ich darüber gestoßen, das sich soziologische Fragen oft mit Routinedenken und Alltagssituationen auseinandersetzen. Da stellte sich mir die Frage, ob es Studien zum "Zebra-Streifen" in deutschland gibt. Haben sie z.B. besondere Auswirkungen auf die Umgebung, gibt es Vergleiche zu anderen Ländern,fühlen sich gerdade ältere Menschen mit einem Zebra-Streifen sicher (vllt. sogar in Abhängigkeit zu einer Ampel) usw.



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Jenny Sonnenstädt(Gast), 05.07.2007, 08:40

Ein Punkt des gestrigen Themas beschäftigt mich noch. Herr Gralki erwähnte im Zusammenhang mit Marx das in Ländern wie Kuba heut noch jenes System existiert. Das würde ich stark bezweifeln, da der Dollar doch schon seit über einem Jahrzehnt als inoffizielle Währung gilt. Mit Peso kann man schon lange nichts mehr kaufen. Bestechungsgelder sind üblich, gerade bei der Polizei.
Ein weiteres Beispiel wurde mir von kubanischen Freunden erzählt: Mediziner werden nach Südamerika "exportiert", da die Staaten Kuba Geld zahlen. Dieses Geld erhält der Arzt nur zum Teil und auch erst nach Beendigung seines Aufenthalts, wenn er zurück in Kuba ist. Wenn er in Kuba bleiben würde, würde er kaum etwas verdienen. Somit nimmt er das Angebot an. Dadurch ist aber die medizinische Versorgung in Kuba nicht mehr gesichert. Dies ist nur ein Punkt aber er soll zeigen, das das System in Kuba m.E. mehr als instabil ist.
Interessant wäre es, zu schauen, wie stark die Unterschiede noch zu kapitalistischen Ländern sind.



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fot_aliki, 10.06.2007, 12:09

Ich war gestern bei der Berliner Meisterschaft für Streetdance. Dabei hatte ich die Teilnehmer und das Publikum etwas beobachtet. Und es fiel mir auf, dass es für mich ein unerwartend hohen Anteil von Südostasiaten bei den Tänzern gibt. Natürlich ist der Ausländeranteil bei Streetdance generell hoch. Vor allem waren viele Afro-Deutsche unter den Tänzern, aber das ist ja zu erwarten, da allgemein bekannt ist, dass Schwarze nunmal zu den besten Tänzern gehören. Die haben es einfach drauf:) Aber was ist mit den Südostasiaten? Sie sind nicht nur stark vertreten, sondern sie gehören auch zu den Besten! Ich denke, es könnte damit zusammenhängen, dass die asiatische Kultur, wie auch die Kulturen in anderen südlichen Regionen in Europa, eine größere, ausgelassenere Tanzkultur haben als Mitteleuropäer. Die "Feierkultur" könnte also eine Eklärung dafür sein, dass eigentlich alle Kulturen bis auf die Mittel-Westeuropäische und andere weiße Kulturen einfach ein tolles Rhytmusgefühl haben;)
Oder fallen Euch andere Gründe ein?



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Mareen(Gast), 05.06.2007, 08:38

Sorry, da ist mir ein Fehler passiert!



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Mareen(Gast), 05.06.2007, 08:38

Ich finde die Frage, ob Gewaltbereitschaft veranlagt ist, sehr interessant. Ich bin allerdings der Meinung, dass sich Gewaltbereitschaft aus einer Störung des Selbstwertgefühls (Aggression und Gewalt erzeugt Macht und Anerkennung) heraus entwickelt und durch eine „ungünstige“ Umwelt verstärkt werden kann. Ich glaube schon, dass dies bezüglich sehr viel abgeschaut, das heißt gelernt wird, sei es durch Eltern, Freunde oder eben auch durch Computerspiele. Schlechte Schulleistungen, wohnen in so genannten Problembezirken und zerrüttete Familienverhältnisse tun ihr übriges. Naja, womit wir wieder beim Thema wären...........






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Mareen(Gast), 05.06.2007, 08:37

Ich finde die Frage, ob Gewaltbereitschaft veranlagt ist, sehr interessant. Ich bin allerdings der Meinung, dass sich Gewaltbereitschaft aus einer Störung des Selbstwertgefühls (Aggression und Gewalt erzeugt Macht und Anerkennung) heraus entwickelt und durch eine „ungünstige“ Umwelt verstärkt werden kann. Ich glaube schon, dass dies bezüglich sehr viel abgeschaut, das heißt gelernt wird, sei es durch Eltern, Freunde oder eben auch durch Computerspiele. Schlechte Schulleistungen, wohnen in so genannten Problembezirken und zerrüttete Familienverhältnisse tun ihr übriges. Naja, womit wir wieder beim Thema wären...........



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Mareen(Gast), 04.06.2007, 16:54

Ich erachte die Frage, ob Gewaltbereitschaft oder Aggressivität veranlagt ist, als sehr interessant. Ich bin aber eher der Auffassung, dass die Bereitschaft zu Gewalt vielmehr aus der Störung des Selbstwertgefühls (Gewalt erzeugt Macht und Anerkennung) entwickelt und durch spezielle Umwelten sehr verstärkt werden kann. Ich glaube, dass vieles abgeschaut, das heißt „gelernt“ wird. Natürlich geht jeder anders mit bestimmten Erfahrungen um und natürlich begeht auch nicht jeder, der selber Gewalt erlebt oder auch "nur" beobachtet hat auch gleich eine Gewalttat, aber ich bin schon der Ansicht, dass dies bezüglich sehr viel abgeschaut wird, sei es durch Eltern, Freunde oder aber auch durch Computerspiele. Schlechte Schulleistungen, wohnen in so genannten „Problembezirken“ und zerrüttete Familienverhältnisse tun ihr übriges. Naja, womit wir wieder beim Thema wären......



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fot_aliki, 03.06.2007, 12:49

Ich bin der Meinung, dass diese Jugendliche oder Kinder schon zu etwas veranlagt sind und nicht nur es so vermittelt bekommen. Jeder Mensch geht anders mit bestimmten Erfahrungen um. Deshalb verhalten sich Geschwister, die in der gleiche Familie und Umgebung und Schule großwerden, unterschiedlich. Der eine ist brav und der andere baut nur Mist.



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franzii, 20.05.2007, 21:59

Ich bin auch der Meinung, dass allein Coputerspiele nicht dazuführen, dass Jugendliche zu taten greifen, wie es in Erfurt vor einigen pasiert ist. Dahinter steckt viel mehr. Beispielsweise die Harmonie in den Familien, Kinder haben vielleicht nie gelernt mit Streß, Unannehmlichkeiten, Konflikten oder Meinugsverschiedenheiten umzugehen. Oder ihnen wurde sogar gezeigt solche Koinflikte mit Gewalt zu lösen.

Ich bin der Ansicht Kinder und Jugendliche sind das, was man aus ihnen macht!!!



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sandrinaneitzel, 16.05.2007, 11:32

Mhm, also dass jemand ruhig und verschlossen war und oft vor dem PC saß, hört man tatsächlich sehr häufig bei Beschreibungen im Nachhinein. Nun sind solche Angewohnheiten und Eigenschaften einer Person allerdings wie ich finde keine Warnsignale. Oft vor dem Computer zu sein, ist heutzutage keine Seltenheit mehr, besonders bei Jugendlichen. Und eher introvertierte Charaktere trifft man auch öfter an. Nur solche Indizien heranzuziehen, genügt also nicht, da sie auf eine Menge Meschen zutreffen.
Eher sollte man wirkliche Hinweise aufmerksam betrachten, vielleicht eine Art Hilferuf. Und was passiert dann weiter, wenn man keine klaren Beweise hat? Einmal klingeln und fragen: Hey ich befürchte du machst bald irgendetwas Schlimmes? Da muss man schon viel feinfühliger und tiefgründiger rangehen und das kann auch nicht jeder! Und dann besteht ja auch immer noch die peinliche Gefahr, dass die Vermutung nicht stimmt und man sich auf dem Flur immer komisch anschaut. Soetwas mag einem ja immer vorher durch den Kopf gehen!
Und ich glaube auch, dass viele denken, soetwas passiert mir nicht. Genauso wie bei Aids, etc.



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steinmetz, 09.05.2007, 16:46

Ich möchte mal ein Thema aufzunehmen, welches Maxie bereits kurz angesprochen hatte: Amokläufe an Schulen und Unis.
Ich komme aus Erfurt und habe dort den Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium aus nächster Nähe mitbekommen.(zum Glück nicht in der Schule, aber die Stimmung in der gesamten Stadt und die Trauerfeier haben gereicht)

Mit den Tätern ist es ähnlich wie mit den "Rabeneltern", die ihre KInder vernachlässigen oder misshandeln. Sie leben direkt unter uns, planen ihre Taten lange im Vorfeld, geben evtl. sogar versteckte Hinweise oder Hilferufe und doch nur selten wird das Verhalten von den Mitmenschen bemerkt. Im Nachhinein fällt es dann leicht zu sagen: "Der war immer so verschlossen und saß den ganzen Tag nur vorm PC. Das musste ja so kommen"

Sind wir unseren Mitmenschen gegenüber wirklich unaufmerksam? Oder wollen wir nur aus Bequemlichkeit Konflikte vermeiden, und sprechen daher den Nachbarn nicht auf die verwahrlosten Kinder an. Wir könnten mit unseren Vermutungen falsch liegen und in Zukunft von der restlichen Nachbarschaft gemieden werden. Das richtige Verhalten ist eine Gradwanderung, für die es keine festen Regeln gibt. Ich bin allerdings der Meinung, dass man mit seinen Vermutungen und Mitteilungen an die Ämter lieber dreimal falsch liegt, als einmal nichts unternommen zu haben und dann im TV sagen zu müssen: "Eigentlich hätte ich als Nachbar ja etwas bemerken müssen, aber die Familie war immer so ruhig und zurückgezogen. Ich hätte doch niemals mit so einer Tat gerechnet ..."



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christin mirau(Gast), 08.05.2007, 18:14

@ sandrinanietzel
Das ist ja gerade der Punkt, warum ich das mit Respekt zolle. Ich wäre in so einer Situation auch nicht glücklich und wünsche mir ein besseres Familienleben bzw. Eheleben. Doch es gibt bestimmt auch Paare von der Sorte, die die Entfernung schätzen gelernt haben, weil sie sich nicht ständig auf der Pelle haben. Sie können andere und vielleicht neue Freiheiten geniessen und die Wiedersehensfreude steigt. Meist wird doch die gemeinsame Zeit dann intensiver genutzt und noch bewusster wahrgenommen. Die Paare, die mit der Situation zufrieden sind und sich das genau so vorgestellt haben, sind bestimmt nicht einsam und allein. Doch im Unterschied dazu stelle ich mir eine zwanghafte Trennung furchtbar (für alle Beteiligten) vor. Doch wenn man will, findet man auch hier eine bessere Lösung.



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sandrinaneitzel, 08.05.2007, 15:50

Und noch was:
Ziemlich zum Beginn wurde erwähnt, dass es wohl auch schon früher solche Fälle gab. Ich stimme dem zu, doch dort hat dann im Endeffekt vielleicht die Oma oder Schwester das Kind zu sich genommen und es konnte somit mehr oder weniger normal weiterleben.
Dieses Netz der Familie wird jedoch schwächer und es würde mich sehr interessieren, weshalb dies so ist. Es wird immer gesagt, dass die Zeiten so schwer sind. Ihr selber sagt, dass sich Anonymität breit macht. Wieso wird also der sichere Pol Familie nicht genutzt?
Ziemlich weit unten, also zu Beginn der Diskussion, schrieb jemand, dass er diejenigen respektiert, die trotz Entfernung ein glückliches Leben führen können. Ehrlich gesagt bemitleide ich diese Menschen eher, da ich mich frage inwiefern ein Mensch allein glücklich sein kann - und Familie ist doch etwas anderes als Freunde!



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sandrinaneitzel, 08.05.2007, 15:40

Ich möchte noch einmal auf die gegenseitige Kontrollen zurückkommen:
Ich frage mich immer wieder, wie irgendwelche Ämter für sämtliche Kinder Sorge tragen sollen. Soweit ich mich erinnern kann, kam nie bei uns einer vom Amt und hat kontrolliert, ob denn alles in Ordnung ist. Und bei kleineren Kindern, wo soetwas ja doch mal vorkommt, kann man solch ein Angebot der Kontrolle auch ausschlagen (wenn ich da richtig informiert bin..)
Dann wären da noch die Nachbarn. Hier kann man solche und solche treffen. Wenn dieser selber von morgens bis abends weg ist, wird er kaum bemerken ob denn Eltern da sind oder nicht. Immerhin hört er ein paar normale Geräusche, vielleicht einen Fernseher - wird schon normal sein..
Dass ein Lehrer nichts merkt, ist zwar unverständlich, aber auch nicht ganz undenkbar. Der Schüler hat meist alles, sogar die Unterschriften etc. - ich denke Kinder bemerken auch, dass da irgendetwas nicht stimmt, ihnen ist es peinlich, dass die Eltern sich nicht kümmern und so entstehen Tricks um dieses Defizit auszugleichen. Kann ja sein, dass sonst ruhige Kind erzählt hat, dass es beispielsweise gestern mit Mama einkaufen war und schwups denkt sich der Lehrer, ist alles in Ordnung.
Ich möchte nur sagen, dass man schon verstehen kann, weshalb solche Dinge nicht oder erst spät bemerkt werden.



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pandora, 07.05.2007, 16:18

beim betrachten unserer gesellschaft fällt mir der meist nicht vorhandene kontakt zwischen den generationen auf. ist es dem menschen inne, sich nur innerhalb seiner altersgruppe zu bewegen und auszutauschen, abgesehen von der zeit der kinderaufzucht?? ändern sich die ansichten so stark von jahrzehnt zu jahrzehnt, dass kommunikation zwischen einem 20 und 80jährigen nicht mehr unterhaltsam und möglich ist? und wird sich das durch den jung-bleiben-wahn, das lebenslange lernen und die neuen austauschmedien in zukunft ändern?? werden wir unseren enkeln ähnlicher sein als unseren großeltern????



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Pasquale Rotter(Gast), 06.05.2007, 23:33

"Wenn wir was ändern wollen, müssen wir es alle tun, die einzelne Tat bleibt oft wirkungslos, wenn die Gesellschaft als Ganzes agiert stellen sich meiner Meinung auch Erfolge ein."

Was genau wollten wir nochmal ändern? ;)

Ich denke auch, dass der Vernetzungsgedanke wichtig ist. Ob jetzt im Zusammenhang "Zusammenarbeit zwischen Jugendamt und Schule" oder "Starten einer revolutionären Bewegung"!

Was mich aber noch viel eher interessieren würde, neben all den Apellen, moralischen Verurteilungen und Ausdrücken von Entsetzen und Unverständnis: Was denkt ihr, welchen Beitrag die Soziologie als Wissenschaft leisten kann, damit die in der letzten Zeit in den Medien behandelten Mißhandlungs- und Tötungsfälle nicht mehr passieren?



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Pasquale Rotter(Gast), 06.05.2007, 23:26

Brrr, da läufts mir ja kalt den Rücken runter. Komisch, normalerweise ist das doch der (Achtung Klischeé) ordnungsbedachte und ernste Herr in Rente mit Handgelenkschlaufen-Täschchen, der mich maßregelt, wenn ich bei Rot über die Strasse gehe oder ähnliche schlimme Dinge tue.
Entpersonalisierung/Technologisierung der sozialen Kontrolle...



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alex lubitz(Gast), 04.05.2007, 19:09

@ Pasquale

Mit weiterer Überwachung meine ich z.B. Kameras, biometrische Ausweise, Erfassung des Gesichtes beim Einreisen in andere Länder usw.
Neulich sah ich einen Beitrag aus Nordengland. In einem dortigem Ort wurden Kameras mit Lautsprechern gekoppelt. So werden 'Vergehen' direkt angesprochen, z.B. wenn jemand sein Papier nicht ordnungsgemäß in den Mülleimer wirft. Nun wird überlegt, diese Methode noch auszuweiten.

Der Beitrag passt zwar nicht ganz zu den anderen, das Thema fiel mir aber spontan ein.



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nadineschlimper, 04.05.2007, 07:36

Bastian, Super Beitrag ! Bin voll und ganz deiner Meinung!



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Bastian_Armbrust(Gast), 03.05.2007, 13:37

Zum Thema Familie und Gesellschaft:

Saskia, ich stimme dem Großteil deines Beitrages zu. In punkto Industriestaat muss ich dir jedoch widersprechen. Ich glaube gerade weil wir in einem technologisch hoch entwickelten Land leben, kann es zu derartigen Kindesmisshandlungsfällen erst kommen. Und ich denke man muss hier klar soziales Verhalten und technologischen Entwicklungsstand trennen. Jedoch schließe ich eine Kausalität beider nicht aus. Durch die unzähligen Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen können, wegen unseres Wohlstands und den dadurch entstehenden Möglichkeiten, treffen wir folglich auch oft die falschen.
Ich würde bei solchen Vorfällen jedoch nie die Schuld beim Einzelnen suchen, wie z.B. Eltern, Lehrern, Erziehern oder Angestellten der Ämter. Dazu ist der Prozess an sich viel zu komplex. Daher bin auch ich der Meinung, dass man die Gesellschaft als Ganzes sehen muss, die auch als Ganzes auf die Mutter oder den Vater, die/der sein Kind misshandelt, wirkt. Menschen handeln meist so, wie ihr Umfeld es erlaubt. Um also eine so grausame Tat verstehen zu können, müsste man sich voll und ganz in die Lage desjenigen versetzen und das halte ich für schwierig bzw. unmöglich.
Wenn wir was ändern wollen, müssen wir es alle tun, die einzelne Tat bleibt oft wirkungslos, wenn die Gesellschaft als Ganzes agiert stellen sich meiner Meinung auch Erfolge ein.
Daher denke ich auch, dass sich jeder einmal fragen sollte: Was trage ich eigentlich zur Gesellschaft bei?



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nadPohle(Gast), 03.05.2007, 13:20

Ich finde es schwer so über die Ämter zu urteilen. was herrschen denn für Arbeitsbedingungen: wenig Geld, für ein Vielzahl von Fällen und dann noch das leidige bürokratische Verfahren für alles. Ich möchte natürlich niemanden in Schutz nehmen.
desweiteren bin ich auch skeptisch inwieweit die sachlage von der Presse aufgenommen wird. Wer weiß schon wie es wirklich war? Ich denke nämlch dann eher, warum haben (die ebenfalls sehr überarbeiteten) Lehrer nichts gemerkt? die sind doch viel dichter an den Kindern als eine zuständige Person vom Sozialamt.



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saskia_schnitt, 03.05.2007, 12:35

Zu dem Thema mit der Familie haben wir sicher alle die gleiche Meinung. Es wurde erwähnt, dass wir in einem Industriestaat leben, d.h. wir sind im Gegensatz zu anderen Ländern viel weiter und haben ganz andere Möglichkeiten. Daher ist es auch mir unverständlich wie so etwas hier geschehen kann. Ich denke, dass man den Kindern die Anfänge der "Verwahrlosung" angesehen haben muss. Da hätten die Lehrer bereits aktiv werden müssen und die entsprechenden Ämter einschalten können. Die Zusammenarbeit stellt da anscheinend noch ein großes Manko dar, obwohl es schon ähnliche Vorfälle gab, sodass das Jugendamt etc. eigentlich alarmiert sein müsste.Beispiel: Das Kind, das tot in im Tiefkühler lag und eigentlich bereits ein Jahr vorher eingeschult hätte werden müssen. Wie kann so etwas passieren ohne dass sich jemand darum kümmert? Hier spielt leider auch das große Desinteresse unserer Gesellschaft eine Rolle! Jeder muss mehr auf seine Nachbarn, Freunde/Bekannte achten.



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nadineschlimper, 02.05.2007, 21:53

Ein Mensch muss die Hilfe wollen, sonst nimmt er sie gar nicht an. Ich denke wenn er sich innerlich noch dagegen sträubt und nicht einsieht ein Problem zu haben, bringt Hilfe nichts, egal in welchem Bezug. Dort kann wirklich nur die Familie oder Freunde als rettender Anker dahinter stehen um das sogennante Schlimmste zu vermeiden. Ich denke auch nicht das es ein Thema ist, was in der Presse in die Mode gekommen ist. Denn das sind alles tatsächlich passierte Familiendramen und vielleicht schaut man gearde durch diese furchtbaren Taten den Nachbarn mal genauer an.
Heute ist man doch auch so viel beschäftigt, dass man oftmals gar nicht mehr merkt das der neben dir ein Problem hat.
Oder wie oft habt ihr in letzter Zeit genauer hingeschaut ?

Und trotzdem denke ich hätte die Mutter mit den 4 Kindern nicht so reagieren dürfen. Selbst wenn sie nicht mehr konnte und am Ende war, es ist nicht zu rechtfertigen!



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jinib(Gast), 02.05.2007, 20:05

In diesem Zusammenhang sollte man sich auch dir Frage stellen, in wie weit man die Hilfsangebote in Anspruch nehmen will.
Ich meine, ich höre nicht selten aus meinem Bekanntenkreis, dass Hilfe nur die Schwachen benötigen. Manchmal ist es ja auch so. Jeder von uns war sicherlich schon mal in der Situation, dass man Hilfe braucht, aber es sich nicht eingestehen wollte. Viele Menschen sind zu stolz bzw. haben Angst vor der Reaktion der Öffentlichkeit. Es ist doch teilweise so, dass man verurteilt wird. Gehst du zum Jugendamt, dann denken alle ´kann die ihr Kind nicht erziehen`. Ist jetzt ein blödes Beispiel. Aber das ist wie mit den Drogen. Man denkt immer, dass zum Beispiel ein auffälliges Trinkverhalten nur der "unteren Schicht" (ja, ich weiß, blöd ausgedrückt ;) ) vorbehalten ist. Im Gegenteil. Ich habe Lehrer, Anwälte und sogar Ärzte kennengelernt, die diesbezüglich Hilfe benötigt haben. Doch die Gesellschaft sieht sowas nicht gerne. Aus diesem Grund fällt es uns schwer die Wahrheit zu erkennen bzw. etwas vorsichtiger unsere Annahmen zu äußern.
Was ich eigentlich damit sagen wollte, ist, dass es heute noch so ist, dass sich ´nur` die Schwachen Hilfe suchen. Ausnahmen bestätigen die Regel...;)



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Pasquale Rotter(Gast), 02.05.2007, 15:48

@ alex lubitz
“…wie viel Überwachung für den Menschen gut ist. Nicht nur die soziale, sondern in allen Bereichen des Lebens.”

Welche Überwachungsformen meinst Du damit Alex?



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Pasquale Rotter(Gast), 02.05.2007, 15:48

@ anne stoehr
ich finds sehr schwer zu sagen "die war krank, ich könnte meinem kind sowas nicht antun" wirklich nicht?

Ich glaube zu verstehen was Du meinst. Andererseits, was ist schlimm daran jemanden als “krank” zu bezeichnen, wenn er sich nun mal in einer Art und Weise sozial verhält, das er sich und andere schädigt? Ich denke ein Psychologe z.B. hätte weniger Probleme damit ein Krankheitsbild zu diagnostizieren und seinen Patienten schlicht und einfach als “krank” zu bezeichnen. Kann es nicht sein, dass diese Mutter in diesem Moment, gerade wegen ihrem Gefühl der Überforderung “gefühlskalt” wurde oder “verrückt” wurde? Sie hat den Kindern ja schon “was angetan”. Also jenseits der schon erwähnten medialen Stigmatisierung, kann ihr nicht vielleicht besser geholfen warden, wenn man anerkennt, dass sie tatsächlich an den Umständen erkrankt ist?



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Pasquale Rotter(Gast), 02.05.2007, 15:47

@ Nicole Heunemann
Ich finde es auch bemerkenswert, dass kaum von den Vätern die Rede ist. Und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass hier (wieder einmal) gewollt oder ungewollt das alte Bild der „Rabenmutter“ beschwört wird.



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Pasquale Rotter(Gast), 02.05.2007, 15:47

Die Frage die mich auch beschäftigt ist, inwieweit bestimmte Themen gerade „en vogue“ sind. Es ist ein zweischneidiges Schwert: einerseits hilft die öffentliche Aufmerksamkeit bestimmte Missstände ins Bewusstsein zu bringen. Andererseits entwickelt sich so eine Diskussion auch ganz schnell dahingehend, dass Schuldige gesucht werden und Menschen stigmatisiert werden…eine echte Gradwanderung.

Ich denke auch, dass es u.U. gar nicht „notwendig“ ist, Menschen und ihr Handeln zu verstehen, verstehen im Sinne von Empathie, „sich hinein versetzen können“. Es ist vielleicht viel wichtiger sich dessen bewusst zu sein, dass Menschen, in dem diskutierten Fall Mütter (und Väter) die ihre Kinder grob vernachlässigen, in bestimmten besonders belastenden Situationen völlig irrational, oder in diesem Fall eben gefühllos handeln. Das zur individuellen Seite. Und gleichzeitig sind diese Menschen in soziale Gefüge eingebettet (Dorf/Stadt, Partner und Väter, Familie und Nachbarn, Lehrer, Erzieherinnen, Beratungsstellen, etc.) die in dieser speziellen Situation offensichtlich „versagt“ haben, deren Kontroll-Funktion versagt hat…mich lässt dieser Satz nicht los: Die Hölle, das sind die anderen. Ich finde, da ist was dran. Ich meine das nicht in dem Sinne, dass die hochgehaltene „Eigenverantwortung“ in diesem Zusammenhang nicht mehr relevant ist. Ich meine nur, dass zu allen sozialen Interaktionen, egal welcher Art, immer mehrere gehören. Dass sich soziale Interaktionen gegenseitig bedingen. Dass niemand für einen Zustand allein verantwortlich gemacht werden kann. Und hier sind wir wieder bei der Verantwortung und die wird ja leider oft in eine gefährliche Nähe von „Schuld“ gerückt und den Abwehr-Reflex der daraus entsteht, kennen wir wohl alle.



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Nicole Heunemann(Gast), 02.05.2007, 14:51

Sicher ist es für Mütter schwierig, aber in Deutschland gibt es Möglichkeiten Hilfe zu bekommen, wenn sie nötig ist. Zum einen gibt es das Jugendamt, auch wenn viele davon nichts halten. Und wenn man gänzlich überfordert können Kinder ins Heim gegeben werden. Aber auf keinen all müssen Kinder allein in einer Wohnung zurück geelassen werden.
Über den Vater weiß die Öffentlichkeit ja nichts. Vielleicht hat die Mutter keinen angegeben oder das alleinige Sorgerecht. Das sind allerdings alles nur Spekuationen. Fakt ist auch für mich jedenfalls das die Väter aus solchen Vernachlässigungsdiskussionen viel zu oft raus gehalten werden. Aber nicht nur dort, viele gut verdienende Väter zahlen keinen Unterhalt und die Frauen können nichts machen. Auf der anderen Seite gibt es auch Väter die sich um ihr Kind kümmern und es bloß alle 2 Wochenenden sehen können. ungerechtigkeiten wird es immer geben wenn sich Eltern streiten und trennen. Man kann ein Kind nun mal nicht teilen.



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anne stoehr(Gast), 02.05.2007, 14:19

mich erschreckt vor allem, dass ständig auf den müttern rumgehackt wird. natürlich ist es schlecht verständlich, dass eine mutter ihre vier kinder allein lässt um zu ihrem freund zu ziehen. allerdings kann man es doch nicht nur mit unverständnis zur kenntnis nehmen. bei all diesen fällen fragt nie jemand nach dem vater / den vätern. diese kinder lagen altersmässig nah beinander (8-12). es gibt daher wohl eine hohe wahrscheinlichkeit, dass nicht alle unterschiedliche väter haben. die mutter war ein jahr lang nicht präsent, um eine beziehung zu führen. und der vater?

kann man es einem menschen, der vier kinder allein grosszieht verübeln, wenn er (sie) überfordert ist? währe die vaterrolle besetzt gewesen - wer weiss ob es dann soweit gekommen wäre. menschen leben nicht ohne grund oft in zweierbeziehungen. die aufzucht eines kindes dauert lange (anders als bei nagetieren) und einer alleine schaffts eben nur am rande des nervenzusammenbruchs und unter selbstaufgabe. die mutter ist zu ihrem freund gezogen, aber wer weiss, ob sie nicht komplett durchgedreht wäre und den kindern womöglich was angetan hätte, wenn sie diese flucht nicht gewählt hätte. bei fällen in denen pflegefälle von angehörigen vernachlässigt oder sogar gequält werden, verhält es sich ähnlich. das sind nicht alles kranke, gefühlskalte menschen, viele können nur einfach nicht mehr. ich finds sehr schwer zu sagen "die war krank, ich könnte meinem kind sowas nicht antun" wirklich nicht? oder braucht es vielleicht nur eine bestimmte situation ohne unterstützung in form von persönlicher zuwendung, die sie vielleicht eben von diesem freund bekam?



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alex lubitz(Gast), 02.05.2007, 08:40

In diesem Zusammenhang wäre das Thema einer höheren sozialen Kontrolle wieder aufzugreifen. Aber in wie weit ist dieses möglich und wünschenswert? Vielleicht könnten so Vernachlässigungs- u. Missbrauchsfälle verhindert werden.
Persönlich bin ich von einer zu starken Überwachung nicht begeistert, da auch immer die persönliche Freiheit eingeschränkt wird.

In diesem Sinne könnte die Diskussion aufgenommen werden, wie viel Überwachung für den Menschen gut ist. Nicht nur die soziale, sondern in allen Bereichen des Lebens.



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Annika Reinecker(Gast), 02.05.2007, 08:21

In jedem der Kommentare kam jetzt das Unverständnis für all die schrecklichen Dinge, die in letzter Zeit passiert sind zum Ausdruck. Aber ich denke, das es uns auch nie möglich sein wird uns in diese Leute "einzufühlen" oder ihre Taten zu verstehen. Da laufen Dinge im Kopf ab, die für viele weit weg und unvorstellbar sind.

Folgendes Beispiel:
Im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit, die plötzlich eintritt, können finanzielle Dinge der Famillie nicht mehr geregelt werden. Das Haus gerade gebaut, Schulden, ...

Die ganze Familie zerbricht allmählich. Es gibt Probleme, die allen bekannt sind. Aber wie soll man einschreiten? Sollte man sich dort einmischen?? Ist das nicht zu privat? Würden sie sich helfen lassen?

Was ich sagen will ist, dass oft gewusst wird, was hinter den Türen passiert, aber oft nicht gewusst wird, wie man einschreiten soll.



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Gina(Gast), 01.05.2007, 23:56

Hallo,

ich wollt was zu dem Dorf- und Großstadtthema noch was hinzufügen.
Ich finde es persönlich als sehr angenehm in der Großstadt anonymer zu sein, als auf dem Dorf. Ich hab es immmer gehasst, wenn aufm Dorf unsere Nachbarn ihre Nasen in sachen gesteckt haben, die sie nichts angingen. Sicherlich ist zu viel Anonymität aber auch nicht gut, sich abzuschotten, bewusst oder unbewusst, ja sogar soweit, dass unbemerkt Leute tot in ihrer Wohnung liegen. Gibt es das eigentlich wirklich, dass man niemanden hat, der sich um ein kümmert, oder mal aufhorcht, dass man sich schon lange nicht mehr gemeldet hat??? Ich meine sicherlich gibt es sowas, die Presse denkt sich sowas auch nicht nur aus, aber vorstellen kann ich mir das nicht wirklich....
Sicherlich gab es shcon früher solche Themen oder werden die von der Presse nur hoch gepuscht, weil gerade wieder ein Thema in "mode" ist????



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cg(Gast), 01.05.2007, 22:55

Ich denke, dass die " Nachbarschaftshilfe" bei vielen nicht (mehr) erwünscht ist. Selbst in Dörfern ist man doch eher genervt, wenn die Nachbar sich um einen kümmern. Ich denke, dass viele ihre Privatsphäre sehr schätzen und sie nicht aufgeben möchte. Viele habe ein soziales Netzwerk, dass unabhängig von den Nachbarn ist und das man sich über Jahre aufgebaut hat und ich denke, dass diese dann auch vieles auffangen.



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Christin Mirau(Gast), 01.05.2007, 21:39

Ja, das wäre wünschenswert…
Ich wohne auch auf dem Dorf und ich bin froh, dass zumindest in meiner Straße das Wort „Nachbarschaftshilfe“ ganz groß geschrieben wird. Hier achtet jeder auf den anderen, es wird Hilfe angeboten und man steht schon mal Stunden am Zaun und unterhält sich. Also noch alles Friede- Freude-….ihr wisst schon.
Doch wie oft hört man, dass es das eben nicht mehr gibt.
Ihr habt ja alle schon viele Beispiele genannt.
Zum Thema Verantwortung und Mutterliebe fällt mir noch das Beispiel von der Frau ein, die ihren Säugling aus dem Hochhaus warf und später den eigenen Freund belastet hat. Ich verstehe wirklich nicht, wie man so etwas fertig bringen kann. Warum stellt man sich auf den Balkon und lässt wirklich los? Wie kann man das tun? Selbst wenn man so verzweifelt ist, gibt es doch tausend andere Möglichkeiten, z.B. kann man sich vorrangig jemanden anvertrauen (Freunden, Familie), man kann das Kind in die Babyklappe legen, man kann sich an das Jugendamt wenden…
Warum gehen Mütter und Väter in ihrer Not bis zum Äußersten (schmeißen sie aus dem Fenster, kümmern sich Wochen und Monate nicht, bringen sie um und verscharen sie in Blumenkästen oder Tiefkühltruhen)??? Und warum merkt das keiner??? Ich kann es nicht verstehen.



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maxie, 01.05.2007, 20:16

Doch das man seine Nachbarn nicht kennt, also gar nicht weiß mit wem man Tür an Tür wohnt, ist nicht nur in Großstädten so.Auch in kleinen Dörfern weiß man nicht was hinter verschlossenen Türen passiert.
In den kleinsten Dörfern werden Babys umgebracht und es hat nicht mal jemand die Schwangerschaft bemerkt.
Genauso wenn irgendwo ein Amoklauf ist, sagen immer alle Leute, dass der Täter eher ruhig war aber ihn niemand richtig gekannt hat und sie soetwas nie gedacht hätten.
Heutzutage denken viele Menschen nur an sich und interessieren sich oft gar nicht mehr für andere.Sollte man das nicht vielleicht ändern und sich wieder näher kommen?



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Katja Kißner(Gast), 01.05.2007, 20:16

ja, mich überrascht auch, dass kaum jemand aus dem sozialen Umfeld der Kinder merkt, dass diese misshandelt oder vernachlässigt werden. Die Kinder können doch in ihrem Verhalten nicht so 'normal' und unauffällig wie andere sein. Auch im Fall der Mutter, die ihre 4 Kinder alleine liess, hat das Jugendamt bestätigt, dass die Lehrer in der Schule bzw. die Erzieher keine Auffälligkeiten an den Kindern festgestellt haben. Entweder ist das ein Mangel an Fachkompetenz, Überspielung oder den Kindern hat man wirklich nichts angemerkt. Aber für mich ist das kaum vorstellbar



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kristinstammer(Gast), 01.05.2007, 19:12

Leider überrascht es mich nicht mehr, wenn öffentlich wird, dass Eltern bzw. Mütter ihre Kinder im Stich lassen. Wie selten wissen wir, was hinter der Wohnungstür passiert zudem man gerade in Berlin anonym lebt.
Daher denkt man oftmals nicht, dass der Nachbar oder Bekannte zu solch grausamen Taten fähig ist. Hinzukommt, dass Kinder eher selten über Gewalt, Alkoholismus und anderen Problemen ihrer Eltern reden.
Ich selbst erschrak, als ich erfuhr, dass eine alte Bekannte regelmäßig von ihrer Mutter verprügelt wurde. Weder ihrer Mutter noch ihr sah man das an. Nach außen schien immer alles in ordnung zu sein. Sie hat nie darüber gesprochen.
Jedoch der Grund, weshalb Mütter ihre Kinder allein wohnen lassen oder ihnen Gewalt antun, bleibt mir ein Rätsel. Ein Psychotherapeut mag mir die Ursache nennen-ich könnte mich EMOTIONAL nie in diese Mutter hineinversetzen.



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hneddermeyer(Gast), 01.05.2007, 19:05

um beim Thema zu bleiben:

ich bin ehrlich gesagt mehr als nur geschockt, wie viele Vorfälle es bereits in den vergangen Monaten gab in denen Schicksale von Kindern öffentlich wurden, die misshandelt oder auch komplett vernachlässigt wurden.

in einer Gesellschaft wie heute, in einem eigtl. reichen Industriestaat sollte es doch möglich sein jedem Kind eine "schöne Kindheit" zu bieten...

ich kann daher die bereits genannte frage nur wiederholen und weiter bekräftigen: "wie kann man dieses seinem eigen Fleisch-und-Blut nur antun?" wo bleibt hier die mutterliebe? die verantwortung?

ich meine es gibt so viele kinderlose Paare, die keine Kinder bekommen können oder eben auch Paare, die zwar Kinder haben, aber aus ökonomischen gründen diese nicht "genügend" unterstützen können (in form von Geldern etc.)...

doch es muss bzw. sollte doch heute keiner mehr der völligen Verwahrlosung ausgesetzt werden...noch dazu Kinder, die sich nicht wehren können! doch was kann man tun????...



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rene_hartwig, 01.05.2007, 09:51



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nadineschlimper, 30.04.2007, 23:57

Ich muss sagen ich war auch sehr sehr geschockt, als ich morgens im Radio von diesem 12 jährigen Jungen gehört habe der sich ans Jugendamt gewandt hat, weil er nicht mehr konnte.
Ich bin selbst Mama einer kleinen Tochter und das hat mich, gerade was die Thematik von vernachlässigten und misshandelten Kindern betrifft, sehr sensibel gemacht. Gerade als Mutter kann ich mir immer schwer vorstellen, wie man das seinem eigenem Fleisch und Blut, antun kann.
Ist es denn klar, dass diese Mutter ihre Kinder zurückbekommt? Denn das kann ich mir kaum vorstellen. Schließlich soll sie die Kinder ja fast ein ganzes Jahr allein gelassen haben und da denke ich wird es für sie rechtliche Konsequenzen haben, die sich nicht in Form eines zur Hilfe gezogenen Sozialarbeiters äußert. Oder?
Diese Kinder haben doch sonst nie die Möglichkeit aus diesem Strudel rauszukommen, sie glauben doch das ist normal so, zumal der "Große" ja schon 12 Jahre alt ist.Ist der denn nicht zur Schule gegangen? Haben denn Lehrer und Mitschüler nichts bemerkt oder die Nachbarn? Sind die alle blind oder bin ich jetzt blau-äugig? Wie kann so was solange funktionieren ohne das es jemand mitbekommt?



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jinib(Gast), 30.04.2007, 18:13

Also, ich gehe jetzt mal von dem Wohnungsthema weg und bin egoistisch. Denn mich beschäftigt es momentan, dass die Frau die ihre vier Kinder alleine gelassen hat die Kinder höchstwahrscheinlich zurückbekommt. Momentan weiß ich nicht ob das gut oder schlecht ist. Ich denke, dass die Kinder natürlich ihre Mutter und die gewohnte Umgebung brauchen, doch wer garantiert, dass sie es dort trotz allem besser haben. Was ist, wenn die Mutter mal wieder die ´Schnauze voll hat`? Daran kann man doch die Unreife erkennen, oder? Ich meine, wenn ich falsch liege, dann klärt mich bitte auf. Aber haben die Kinder (besonders der Ältere, der sich um alle gekümmert hat) nicht auch eine Kindheit (wenn dies überhaupt noch möglich ist) verdient.
Ich bin total entsetzt und auch wütend, dass sowas überhaupt möglich ist... Das Jugendamt meint dort mit Sozialarbeitern arbeiten zu können. Kann ja auch sein, aber Fakt ist doch auch, dass wenn die Mutter die Tür zu macht ein Sozialarbeiter nichts mehr tun kann.
Bitte helft mir dieses WirrWirr zu verstehen...;)



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Mareen(Gast), 30.04.2007, 08:34

Ich finde es auch schlimm, wenn Ehepaare dazu gezwungen werden, so weit voneinander getrennt zu leben, sei es aufgrund der jeweiligen Arbeit oder aber aus anderen Gründen. Gerade wenn Kinder mit zur Familie gehören, stelle ich mir das schwierig vor. So ein „Wochenendpapi“ (wenn überhaupt) ist bestimmt nicht so schön. Ich selber wohne 500 km von meiner Heimat entfernt und das ist manchmal schon ganz schön schwierig.
Aber es wird immer davon gesprochen, dass die Ehepaare voneinander „getrennt leben müssen“. Aber ist das wirklich immer erzwungen? In meinem Bekanntenkreis gibt es ein Paar, welches sich bewusst dazu entschlossen hat, 300 km getrennt voneienander zu leben und sich nur am Wochenende zu sehen. Sie hätte einen Job in seiner Stadt bekommen können, hat dies aber freiwillig abgelehnt. Sie sehen in der freiwilligen Entfernung eben auch Vorteile für sich.



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Annika Reinecker(Gast), 29.04.2007, 17:24

Ich finde es auch sehr schlimm, wenn nicht nur die "Generationen" getrennt leben, sondern selbst die Ehepaare getrennt sind. Ich habe erst kürzlich von einen solchen Fall gehört. Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder, die Frau verliert ihre Arbeit und die Familie müsse das Haus aufgeben, oder aber sie zieht allein nach Leipzig und führt eine Wochenendbeziehung mit ihrem Mann. Wie sich diese Situation auf die Familie auswirkt, weiss man nicht. Solche Situationen nehmen immer mehr zu.



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stanislavsoldo, 29.04.2007, 14:22

Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und mache ein ganz neues Fass auf! Es geht ja hier um auffällige Beobachtungen im Allgemeinen und nicht nur um das Thema Wohnen. Es gibt genügend Familien in Deutschland, die Tür an Tür in identischen Wohnräumen leben und gänzlich unterschiedliche Lebensweisen haben. Da ich selbst Ausländer bin, fällt mir auf, dass es in Deutschland sehr schwierig ist, kritische Bemerkungen über die Gewohnheiten und Eigenarten anderer Kulturen zu machen. Jeder, der es wagt, seine Meinung laut zu artikulieren, wird schnell als "Nazi" oder "Faschist" bezeichnet. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es in anderen Staaten Europas weniger problematisch ist, seine Zweifel am Sinn und der Legitimation bestimmter Verhaltensweisen zu äußern.



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Jonas Gerner(Gast), 29.04.2007, 13:39

Persönlichkeit - Eine Frage der Sozialisation, oder doch eher "Veranlagung"?

In welchem Maße glaubt ihr, dass die voll entwickelte Persönlichkeit, so es diese vor dem Tod gibt, von den Vorraussetzungen (z.B. genetischen, astrologischen, etc.)abhängig ist?
Ist der Charakter eines Menschen erlernt?
"Wir sind Produkte unserer Gesellschaft", oder "die Mischung machts", würden viele sagen und trotzdem wird das "Verbrecher-Gen" gesucht.
Wenn wir es dann gefunden hätten, wie würde man damit umgehen? - "Softening socialisation", besondere Beobachtung, oder gleich soziale Euthanasie?

Diese Fragen klingen vielleicht futuristisch, aber alle Anzeichen sind gesetzt.



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Kristin Wölke(Gast), 29.04.2007, 11:44

Ja erschreckend ... allein auch eine Statistik, die ich gestern in einer Zeitung gesehen hab, in der die massive Zunahme solcher Fälle in den letzten 5Jahren beschrieben wurde.

Eine Statistik, bei der ich mich aber auch gefragt habe, ob in diesen aufgezeigten Jahren nicht auch einfach nur sie soziale Kontrolle zugenommen hat und damit solche Fälle einfach mehr ans Tageslicht rückten, obwohl sie im Grunde auch schon Jahre zuvor existierten.

Ich meine, die vorindustrielle Zeit war geprägt vom Bild der Großfamilie, dem großen Haus, in dem meist drei Generationen zusammenlebten. Das Leben einer Großfamilie spielte sich öffentlich ab.

Heutzutage gilt die Familie als ein staatlich geschützter Ort.
Die Devise „My home is my castle.“, verdeutlicht die Funktion der Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeit an einen Ort, an dem man einfach Mensch sein kann und so akzeptiert wird, wie man ist.
Das Privatleben und das Berufsleben sind in den meisten Fällen strikt voneinander getrennt - ein charakteristischer Unterschied zur vorindustriellen Großfamilie.

Was damals auf dem Dorf kaum denkbar war, wird heute gerade durch die Anonymität der Großstädte erleichtert. Sowohl der Single, als auch die Familie haben die Möglichkeit und das Recht, neugierige Nachbarn mit den Worten „Was in meinen/unseren vier Wänden passiert geht Sie gar nichts an!“ abzuweisen, um ihre Privatsphäre zu schützen.
Doch das birgt auch Nachteile und führt zu Geschehnissen, die so in einer Dorfgemeinschaft der damaligen Zeit, in der miteinander mehr geredet und öffentlicher gelebt wurde, nicht vorgekommen wären.

Das Fehlen der sozialen Kontrolle kann zum Beispiel zu solchen Verwahrlosungszuständen innerhalb der Familien führen, die einfach lange unerkannt bleiben.

Steigit die soziale Kontrolle und das öffentliche Interesse jedoch, ist es meines Erachtens nicht weniger Erschreckend, aber nachvollziehbar, dass sie solche Fälle häufen. Nicht in ihrer Existenz, sondern in ihrer Aufdeckung.



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fot_aliki, 29.04.2007, 09:34

Ich möchte mein Entsetzen äußern über die letzte Nachricht in den Medien. Eine Mutter hat ihre ihre Kinder monatelang allein in der Wohnung gelassen, um zu ihren Freund zu ziehen. Der älteste Sohn ist zwölf. Er kümmerte sich so gut wie er konnte um seine zwei jüngeren Geschwister bis er nicht mehr konnte und selbst beim Jugendamt um Hilfe bat! Ab und zu kam wohl die Mutter vorbei, um den Kindern Geld da zu lassen. Was ist bloß los mit dieser Frau? Haben keine Nachbarn oder Angehörige Interesse für die Kinder gehabt? Das ist doch einfach "kaputt"! Ist die Frau einfach nur psychisch krank oder stimmt etwas nicht an unserer Gesellschaft?
Da läuft einem ja der Schauer über den Rücken.



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christin mirau(Gast), 28.04.2007, 17:32

Dem stimme ich zu!
Immer öfter werden Berichte im Fernsehen gezeigt oder man kann darüber lesen, dass Paare oder Familien ihren Hauptwohnsitz 200 Kilometer entfernt von dem Ort haben, wo einer der Beiden Partner arbeitsbedingt die Woche von Montag bis Freitag verbringen muss.
Auch aus meinem näheren Umfeld kenne ich Ehepaare, die die ganze Woche getrennt leben und nur die Wochenenden miteinander (+Kinder) verbringen können
..und auch das nur eingeschränkt, wenn die Arbeit vor- oder nachbereitet werden muss oder derjenige am Sonntag aufgrund der Entfernung wieder weg muss.
Da stellen sich mir die Fragen: Kann man in solch einer Situation überhaupt von Familienleben sprechen? Können Kinder ein normales Verhältnis zu diesem Elternteil aufbauen? Kann das besonders für eine junge Familie gesund sein?
Viele wollen die wöchentliche Trennung nicht in Kauf nehmen und die andere Lösungen in Betracht, wie z.B. das tägliche Fahren. Meist werden mehrere hundert Kilometer und viele Stunden Fahrt zurück gelegt. Aber wer bezahlt das auf Dauer? Sind nicht gerade ausländische Familien, von denen Annika gesprochen hat nicht finanzschwacher als manche deutsche Familie. Und auch in diesem Fall: Was wird aus dem Familienleben und besonders den Kindern? Nicht selten muss der Betreffende losfahren, wenn alle noch schlafen und kommt erst wieder, wenn zumindest die Kinder schon wieder schlafen.
Kann die starke Mehrbelastung für alle auf einem anderen Weg ausgeglichen werden? Was wird aus dem psychischen Druck (Vertrauen, Einsamkeit, alleiniger Haushalt)??
So oder so… Eine solche Arbeitssituation und damit auch Lebens- und Familiensituation stelle ich mir sehr schwierig und traurig vor.
Für mich wäre es derzeit unvorstellbar so zu leben.
Deswegen: Respekt an alle, die es schaffen so glücklich und zufrieden zu bleiben, bzw. sich damit arrangieren können. Ich glaube, dass dazu viel Mut, Vertrauen und Durchhaltevermögen gehört.



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christin mirau(Gast), 28.04.2007, 16:49

Test



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Annika Reinecker(Gast), 28.04.2007, 10:44

Ich möchte zum Thema Wohnumfeld nur noch eines sagen: Als Kind kann man sich nicht aussuschen, wo und wie man lebt, man erfährt seine Umwelt, weil man in ihr lebt und sie beeinflusst unser Leben enorm. Egal wo man aufwächst, man hat dort seine Wurzeln und weiß, wie das Leben dort funktioniert und was dort passiert.

Ich möchte gern ein weiteres Thema zur Diskussion bringen. Ich frage mich seit einigen Jahren aus eigener Erfahrung, wie sich die veränderten Lebensbedingungen auf Menschen und deren Familien auswirkt. Aufgrund der fehlenden Arbeitsplätze müssen viele in andere weit entfernte Städte ziehen und somit ihre Familien verlassen. In der "neuen" Heimat bauen sie sich ein eigenes Leben auf und gründen vielleicht selbst Familie. Aber trotzdem sind sie von einem Teil der Familie getrennt und können sich nur selten sehen. (Es kostet nicht unerheblich viel, um bspw. von München nach Berlin zu fahren).
Sie können viele Dinge des Lebens nicht mehr zusammen erleben, was auch dazu führt, das die emotionale Bindung vielleicht auch darunter leidet. Die Situation, dass Famillien aus Arbeitsgründen auseinandergerissen werden, häuft sich meiner Meinung nach.



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maxie, 27.04.2007, 17:36

Zu dem Thema "Wohnumfeld" finde ich auch auffällig das die meisten Eingewanderten auch nur mit ihresgleichen zutun haben.Die Cliquen sind oftmals nicht gemischt mit "Einheimmischen", sondern bestehen aus Jugendlichen aus gleichen Kulturen.
Daraus könnte auch die Angst vor dem "Fremden" resultieren.
Vielleicht sollte man in den Schulen und auch schon Kitas darauf achten.Denn wenn man sich gegenseitig kennt, muss man auch keine Angst vor einander haben.



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Maciek_Jodkiewicz(Gast), 26.04.2007, 09:01

Durch die Diskussion über den Einfluss des Wohnumfeldes auf unser Verhalten habe ich angefangen mir ernsthaft Sorgen um mich zu machen, da ich zwischen einem Gefängnis und einem Altersheim wohne!
Wenn ich da noch bedenke, dass das Innenministerium und der Wohnsitz des Präsidenten in direkter Nachbarschaft liegen komme ich zu dem Schluss, dass ich naturgemäß als altersschwacher, politischer Verbrecher enden werde!

Zur Diskussion:
Warum tragen viele Jugendliche ihre Socken über den Hosen? Bereiten sie sich etwa seit Jahren auf die nun evtl. bevorstehende Zeckenplage vor?



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Boedecker(Gast), 26.04.2007, 01:03

Die Diskussion geht offenbar zum Thema "Soziale Isolation in der Großstadt" - lese ich einfach mal heraus. Daher dazu auch mein Beitrag:

Zweifellos ist soziale Isolation in den beschriebenen Fällen (Leiche 2 Wochen unentdeckt in der Wohnung, Kinder verwahrlost usw.) ein Problem.

Aber kann (!) soziale Isolation oder sagen wir Selbstbestimmtheit nicht auch ein Gewinn sein? Also möchte ich eventuell unter Kontrolle haben, wie gut mich meine Nachbarn kennen oder ob überhaupt. Mein soziales Umfeld (vulgo: Freunde) möchte ich doch selbst bestimmen und nicht durch den Vermieter zugewiesen bekommen, oder?

Freunde und Bekannte aus ländlichen Regionen nahe den Brgen berichten mir zumindest oft, dass sie die Anonymität der Großstadt schätzen und die soziale Kontrolle (Kehrwoche?) glücklich hinter sich gelassen haben.

Die Stasi-/Spitzel-Karte will ich da noch nichtmal ins Spiel bringen ;-)

AB



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Kristin Wölke(Gast), 25.04.2007, 23:53

sorry für die vielen Tippfehler und das ein oder andere vergessene Wort

ist spät ....

*rotwerd*



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Kristin Wölke(Gast), 25.04.2007, 23:50

Leider (ohne zu viel von mir preisgeben zu wollen) berührt mich das direkt. Das Leben in einer Familie, die nach außen hin eigentlich perfekt ist und es doch nicht ist.
Zudem erfahre ich durch meine ehrenamtliche Arbeit leider oft genug, wie häufig Gewalt innerhalb von Familien vorkommt und gerade aufgrund der Anonymität innerhalb der Wohnmilieus unerkannt bleibt. Damit meine ich nicht nur physische oder sexuelle Gewalt, sondern auch emotionale Gewalt bzw. emotionalen Missbrauch, die/der häufig noch ungreifbarer ist.
Und diese Ungreifbarkeit, ja sogar Unsichtbarkeit, jetzt wieder auf sämtliche Gewaltformen bezogen, die ist es, die mich oft sehr wütend macht.
Werden Behörden nicht durch Zufall aufmerksam oder wendet sich der/die Betroffene selbst an die Polizei oder anderweitige Beratungsstellen usw. wird das Geschehen hinter verschlossenen Türen, den eigenen vier Wänden, meist nicht durchbrochen. Abgesehen davon, dass Kinder selbst dazu kaum in der Lage sind, bzw. die Gewalt innerhalb des Familiensystems ausreichend gedeckt wird - nicht nur vom "Täter" sondern oft in Co-Abhängigkeit auch vom Partner oder der Partnerin - aus Scham, aus Angst vorm Nicht-Glauben, vorm Verlaasensein, folgender Haltlosigkeit und dem Zusammenbrechen eines Systems, das einem, und sei es kaum vorstellbar, doch irgendwie einen gewissen Halt und Lebensinhalt gegeben hat.
Die wneigen Momente, in denen das Familiensystem zu funktionieren scheint, bekommen ein großen Maß an Bedeutung und reichen, die Missstände zu verleugnen.

Ich persönlich empfinde es zudem als fatal zu glauben, Gewalt innerhalb von Familien bestimmten sozialen Schichten zuzuordnen.
Missbrauch und Gewalt innerhalb einer Familie macht meines Erachtens vor keinem Status innerhalb der Gesellschaft halt.



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Gina(Gast), 25.04.2007, 21:39

Ich wollte noch was zu dem Thema Wohnfeld sagen, ich find es immer sehr interessant, aber auch teilweise erschreckend,wie sich das Umfeld doch auf die Persönlichkeit auswirkt. Sicherlich spielen noch viele andere Aspekte eine wichtige Rolle, wie zum Bsp. Freunde, Familie etc., doch die angehende Ghettorisierung macht mich schon nachdenklich. Ich meine, wir alle kommen denk ich mal aus einem sehr behüteten Elternhaus, doch das das Elend gleich neben an wohnen kann, kann ich mir immer nicht so richtig vorstellen, was nicht heissen soll, das es Gewalt in Familien nicht gibt. Ich finde bloss, dass das immer so weit weg von einem ist und ein nie richtig berührt, dabei gibt es Menschen gleich nebenan, die jeden Tag Gewalt erfahren durch ihr Umfeld.



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fot_aliki, 24.04.2007, 22:32

zu jinib: ;)



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allemann, 24.04.2007, 21:39

Ich finde den Gedanken des Intentionnellen im Verlauf der Sozialisation eines Menschen sehr interessant.
Insbesondere da man leider erst seit kurzem, in erzieherischen und pädagogischen Feldern, sich der Resilienz gegenüber negativer Umweltfaktoren bewusst ist(auch wenn dieses individuell variabel ist). Also anstatt sich immer mit dem neagativen sozialen Effekten zu beschäftigen, auch diese zu erforschen, die postiven Einfluss gewährleisten können.
Zu den Auswikungen von Sozialisationeffekten in den verschieden Millieu's fällt mir spontan Maria Montessori ein, die bereits sehr früh ein pädagogisches Konzept für Kinder erstellt hatte, die schlechte soziale Bedingungen in ihren Wohngebieten hatten (Urbanisierung, Eltern die arbeiten mussten). Diese Kinder schienen verstärkt Lerndeffizite aufzuweisen?



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Johannes Heinemann(Gast), 24.04.2007, 21:03

test



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jinib(Gast), 24.04.2007, 19:35

Ich weiß nicht genau, wie die Lage in deinem ´Block` aussieht, aber ich habe mich auch schon mal mit dieser Frage beschäftigt, woran es liegt, dass man vielleicht anders ist, wie die anderen. ;)
Ich denke, es hatte schon viel Einfluss, dass du auf einer privaten Schule warst. Nicht nur, dass deine Eltern es entschieden haben und sich dabei auch etwas gedacht haben, sondern auch weil du einen ganz anderen Freundeskreis hattest/ hast als Schüler der Hauptschule (als Beispiel).
Natürlich gehört aber auch viel dazu, wenn man als Jugendlicher gerade in der heutigen Zeit (durch medien, etc.) nicht zu Drogen o. ä. greift. Wie wir ja wissen, ist z. B. der Alkoholkonsum nicht schichtabhängig. Also, kannst du aus meiner Sicht schon sagen, dass bei dir auch eine gesunde Portion Selbstbewusstsein existiert, um so durchs Leben gegangen zu sein... ;)



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fot_aliki, 24.04.2007, 19:01

Zu den Fragen zum sozialem Umfeld und den Einfluss auf die schulischen Leistungen finde ich interessant.
Ich selbst bin aufgewachsen und wohne immer noch im Märkischen Viertel, ja dort wo Sido herkommt, "mein Block" quasi. Ich selbst hab zu keinem Zeitpunkt meines Lebens in Erwägung gezogen Drogen irgendwelcher Art zu nehmen, zu rauchen oder andere krimelle Handlungen zu begehen. Für mich war schon immer klar Abitur zu machen und zu studieren. Bin ich jetzt ein Einzelfall? Oder ist es einfach eher eine höhere Wahrscheinlichkeit und Gefahr in solch einer Umgebung abzurutschen? Ist es das Elternhaus? Oder vielleicht doch die Schule, da ich auf einer kirchlichen Privatschule war, deren Ausländeranteil allein dadurch sehr viel geringer ist, weil dort nur christliche Schüler rauf dürfen?
In wieweit es meine eigene Entscheidung war oder von oben genannten Faktoren abhing, frag ich mich.



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Cécile Ferrieux(Gast), 24.04.2007, 17:59

Der Fall dieser Menschen, die in totale Anonymität hat mir auch aufgefallen und erinnert mir an einem Gedicht von Tucholsky (Augen in der Großstadt, http://www.yolanthe.de/lyrik/tucho01.htm). Was der Einfluss des Milieus betrifft, frage ich mich, inwiefern er messbar ist, um so mehr manche von uns zu mehreren Milieus gehören (Debatte zwischen völlig Determinismus und freier Wille). Man kann auch vermuten, dass soziale Milieus aus Gruppierungen handlungsfähiger Menschen bestehen, die auch ihre Lebensbedingungen beeinflussen (mit Intentionalität oder nicht.)



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Annika Reinecker(Gast), 24.04.2007, 08:14

Bei den bisherigen Kommentaren fällt stark ein Thema ins Gewicht, dass momentan auch in den Medien thematisiert wird. Ich habe vor kurzem einen Bericht über Menschen gesehen, die völlig allein und abgeschieden leben und so gut wie keine sozialen Kontakte mehr haben, obwohl sie in einer Großstadt leben. Es ging um Menschen, die in ihrer Wohnung verstorben sind und es keinem aufgefallen ist. Mich beunruhigt das sehr, weil die steigende Anonymität auch Auswirkungen auf die Persönlichkeit solcher Menschen hat. Sicher geht es nicht jedem so, aber es gibt viele Menschen, die alleine leben, weil sie keine Familie/Freunde (mehr) haben. Und das schlimme daran ist, dass es niemandem auffällt, dass diese Menschen allein sind, verursacht durch die Anonymität der Großstadt.

Die Frage nach dem Einfluss des sozialen Milieus auf die schulischen Leistungen von Kindern finde ich auch sehr interessant. Denn das würde bedeuten, dass es für diese Kinder schwer wäre, in der Gesellschaft Fuß zu fassen, allein wegen ihres sozialen Umfelds. Ist es für sie schwerer, gute schulische Leistungen zu erbringen? Oder fehlt die Motivation aufgrund von Hoffnungslosigkeit?



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Mareen(Gast), 23.04.2007, 19:00

Ich finde das von Kristin Wölke angesprochene Thema ebenfalls sehr interessant. Meiner ansicht nach passt das sehr gut hier hinein!
Als ich vor meinem Studium in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet habe, wurde mir häufig die Frage gestellt, wie ich das denn mit den Bekloppten nur aushalte. Auf meine Erklärungen hin, dass es sich hierbei größtenteils um ernsthafte Erkrankungen handle, wurde oft nur gelacht oder peinlich berührt zur Seite geschaut. Gerade älteren Mitmenschen fehlt,so habe ich den Eindruck, häufig das Nötige Wissen was diese Thematik betrifft.
Ich frage mich, wie viel Aufklärun gsarbeit diesbezüglich noch nötig ist?



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Kristin Wölke(Gast), 23.04.2007, 18:31

Ich war mir unsicher, ob das Thema hier passt, aber nun gut:

Mich persönlich und vorallem meine Arbeit innerhalb eines eigenen Projekts/Vereins beschäftigt die Frage, wie es möglich sein soll, innerhalb der Gesellschaft Aufklärungsarbeit bezüglich psychischer Erkrankungen zu leisten, um die vorhandenen Stigmata und Vorurteile zu entschärfen, wenn Medien und nicht zuletzt die Experten oder aber von Seiten der Politik, genau ins Gegenteil agiert wird. Dass das bewusst geschieht möchte ich jedoch nicht behaupten!

Die Entstehung von Vorurteilen erfolgt oft durch Angst vor dem „Fremden“ sowie durch Unwissenheit und Irrtümer über soziale (Rand-)Gruppen (Behinderte, Ausländer, Kranke).


Es entstehen Berührungsängste geprägt durch zahlreiche Vorurteile, die nicht nur in den Köpfen der normalen Bevölkerung, sondern auch in denen unserer Politiker oder deren Ehefrauen existieren, wie ein kurzer Auszug aus der Hörfunksendung „Talk 4“ des NDR 4 vom 4.2.2001 um 16:05h-17:00h moderiert von Jens-Peter Marquardt zeigen soll:

Doris Schröder-Köpf:
„Und ich sehe das so und auf einmal ist bei mir also wirklich, wie soll ich sagen, so eine Angst hoch gekrochen, weil, was viele Menschen wahrscheinlich nicht wissen ist, dass eines der großen Sicherheitsprobleme Menschen sind, die man Borderliner nennt.
Also die, die noch ein …„

Herr Marquardt:
„…verrückt sind …„

Doris Schröder-Köpf:
„… ja, die Psychologen nennen die Borderliner, die halt noch einen halbwegs normalen Eindruck machen, teilweise auch noch einem Beruf nachgehen, aber für sich in völlig bizarren und seltsamen Welten schon leben. Eine Person, die so ein Leben führte, und die ja dann Anschlag gemacht hat, war die Adelheid Streidel, die das Lafontaine-Attentat begangen hat. Die hat, glaube ich, auch als Tierarzthelferin, oder als Arzthelferin noch gearbeitet oder so. Das sind Menschen, die man nicht so einfach raus sortieren kann, die man nicht, die einem nicht unbedingt auffallen, wenn sie auf der Straße zu einem herkommen und so. Und weil es in dieser Gesellschaft eine Tendenz gibt zu immer mehr Vereinsamung und Vereinzelung, und viele von diesen Menschen nicht mehr so wie früher in Familien so aufgefangen werden und niemanden mehr haben, der sich so kümmert ja, deswegen gibt es davon leider immer mehr. Und diese Menschen werden ein Problem für Prominente besonders dann, wenn diese Prominenten in bestimmten Situationen noch mal wieder ein Stück weit in der Medienlandschaft so nach vorne rücken. Boris Becker hat damit argumentiert in seiner Trennungsgeschichte. Und ich weiß aus Erfahrung, dass es so ist. Die Zahl der Briefe von solchen Leuten steigt dann an. Und meine Sorge war jetzt nun wirklich meine Angst, wenn mein Mann wirklich in Deutschland als Verbrecher plakatiert wird. In so einer Art von Plakat. Das sich dann all diese Leute sozusagen auch noch legitimiert fühlen können, ihm was zu tun ja. Und da habe ich einfach so einen Panikanflug gekriegt. Also da hatte ich gedacht, dass kann man so nicht so stehen lassen. Da muss man was machen. Und also da war einfach so meine Sorge so groß.“


Diese Nachrichtensendung hat nicht nur bei uns in der Redaktion zur Diskussion veranlasst, sondern auch auf einem Trialog, der zur Kommunikation zwischen Betroffenen, Angehörigen und Experten dient, gerade um Vorurteile zur verringern und voneinander zu lernen.

Und deshalb stell ich den hier auch einfach mal hinein.
Ich glaub er bieten über die Stigmatisierung psychisch Kranker auch noch andere Diskussionsfelder. So z.Bsp. das Phänomen der Vereinzelung, weg von den Großfamilien hin zur Kernfamilie und den Problemen, die das generell nach sich zieht.
Ich denke hierbei spontan an die zahlreichen Kindesmisshandlungen oder-verwahrlosungen u.ä., die oft jahrelang unentdeckt bleiben können.



Vielleicht auch noch als Nachtrag folgendes Zitat aus dem SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 Wissen - Manuskriptdienst „Die Gesellschaft des Weniger“ Der Niedergang des Sozialen und die Ratlosigkeit der Soziologie aus der Reihe: Schauplatz


Werner Bätzing

„Parallel zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen spielen sich auch wichtige persönliche Veränderungen ab, weil der Typ der Persönlichkeit sich in unserer Gesellschaft verändert gegenüber dem Typ, wie er noch in den 50er oder 60er Jahren vorhanden war. Psychologen und
9
Psychoanalytiker sprechen vom Typ der Borderline-Persönlichkeit, einer ganz bestimmten Störung, die für unsere heutige Gesellschaft typisch ist. Das sind Menschen, die auf den ersten Blick als ganz normal erscheinen, die aber von innen heraus ein Stück Beziehungslosigkeit, eine Beziehungsunfähigkeit haben, und dadurch, wegen dieser Beziehungsunfähigkeit zu sich, zu anderen Menschen, zur Arbeit, zur Welt insgesamt, wegen dieser Beziehungsunfähigkeit erfüllen sie die Ansprüche an die Flexibilität am allerbesten. Und das geht eine ganze Zeitlang gut, und irgendwann, das ist bei jedem einzelnen Menschen unterschiedlich, kommt dann eventuell der Zusammenbruch, und dann sind die Menschen überhaupt nicht mehr lebens- oder arbeitsfähig“.



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rene_hartwig, 23.04.2007, 08:14

Ich finde den Punkt Wohnräume z.B. in Großstädten recht interessant, unter der Fragestellung: Wie wirken sich deren Milieu-Effekte auf die einzelnen Mitglieder dort aus ? Gibt es Vor- und Nachteile je nachdem wo man wohnt ? Wie ausgeprägt sind Sozialisationseffekte in den einzelnen Milieus ? Hat der Wohnraum einen deutlichen Einfluss auf den Lernerfolg bei Schulkindern ? Usw.



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